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FEUERSPITZE (2852m)

Landschaftlich schöne Skitour auf einen aussichtsreichen Gipfel im wilden Lechtal.

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Wechselhaftes Wetter macht es Jana und mir Ende Januar nicht einfach, eine geeignete Skitour zu finden. Schlechte Schneeverhältnisse in tiefen Lagen und starker Wind am Hauptkamm sind eine ungünstige Kombination für die Planung einer Skitour, die nach Möglichkeit einen gewissen alpinen Touch haben soll – wollen wir uns doch für das Frühjahr vorbereiten.

So fällt unsere Wahl auf das Lechtal, wo wir uns ein paar Sonnenstunden erhoffen, bevor dann die nächste Schlechtwetterfront hereinrollt. Auch aufgrund des Wetters entscheiden wir uns gleich dafür, auf einen längeren Aufenthalt zu verzichten. Das stellt sich rückblickend als richtig heraus.

Auf den ersten Kilometern im Kaisertal – Potential für Blasen an den Füßen

Nachdem wir uns beim Bäcker in Steeg noch mit einem Frühstück versorgt haben, lenken wir das Auto kurz nach 8 Uhr morgens auf den Parkplatz am Gasthof Vallugablick im Kaisertal. Nach kurzer Frühstückspause fellen wir an und nur rund 300 Meter hinter dem Parkplatz beginnt ein weißes Band, auf dem man den Anstieg in Richtung hinteres Kaisertal starten kann.

Nach dem ersten Aufschwung: das Wetter bessert sich

Die ersten Kilometer und 200hm bis zur Kaiseralpe ziehen sich auf flachem Fahrweg durch den Wald dahin. Hier wären Langlaufski wohl das bessere Fortbewegungsmittel und so haben wir genügend Zeit, den Himmel zu beobachten, der sich noch mit morgendlichem Nebel zeigt.

Aus dem Talgrund des Kaisertals hinaus in Richtung Norden

Unterhalb der Alplespleisspitze wenden wir uns dann im stärker ansteigenden Gelände langsam in Richtung Norden und steigen den ersten steileren Hang in ein Becken hinauf, welches bereits den Blick auf das heutige Ziel frei gibt: die Feuerspitze. Nach bereits knapp 800hm steuern wir dann auf ein steiles Couloir zu, welches im Frühjahr wohl am sinnvollsten mit Steigeisen bewältigt wird. Sicherheitshalber haben wir genau diese im Rucksack und auch ein leichtes Petzl Gully ist mit dabei.

Im Hintergrund der Kälberlahnzug

Vor uns sind noch rund zehn weitere Personen unterwegs. Nachdem wir nach und nach alle überholt haben – möglicherweise wurde ein motivierter Anspurer gesucht – ist es dann meine Aufgabe, eine schöne Spur in das immer steiler werdende Kar zu legen. Zuletzt in einem ziemlichen „Spitzkehrenmassaker“ kämpfen wir uns hinauf und stellen fest, dass das Couloir nicht wie erwartet hart gefroren ist, sondern durch die Bewölkung in der Nacht und den dadurch fehlenden Abstrahleffekt, der Schnee eher locker ist. Das ist zum Spuren zwar angenehm – so können die Harscheisen heute im Rucksack bleiben – aber für das letzte Stück hinaus aus dem Steilstück ist das leider weniger gut.

Spurdienst heute nicht nur mit, sondern auch ohne Ski

Als es dann sehr steil wird, schnallen wir die Ski an unsere Rucksäcke und stapfen mit Pickel in der Hand los. Durch die für die Jahreszeit recht geringe Schneelage, gestaltet sich dieses Unterfangen eher schwierig und wir brechen im lockeren Schnee viel zu oft auf die Felsen durch. Nach einigen mühsamen Metern legt sich das Gelände zurück und wir können die Ski wieder anschnallen. 

Beim Ausstieg aus dem Couloir: erstmals blauer Himmel!

Zuletzt geht es in einem langen Bogen auf den Gipfelhang zu, der wie erwartet recht „abgefegt“ ist und somit keinen Abfahrtsspaß verspricht. Wir erreichen als erste Gruppe an diesem Tag den Gipfel und haben Zeit, ausführlich Bilder zu machen. Die Weitsicht ist toll und das Wetter hat inzwischen beschlossen, uns doch einige Sonnenstunden zu schenken. Die Rundumsicht in die Lechtaler Alpen mit den Allgäuern im Norden und dem Arlbergmassiv im Süden ist toll und entschädigt für eine etwas längere Anreise und den zwischendurch mühsamen Aufstieg von etwas mehr als 1500hm.

Tolles Licht- und Schattenspiel in den Lechtaler Alpen
Spektakuläre und unberührte Natur
Der höchste Gipfel Deutschlands grüßt aus dem Außerfern herüber

Kurz nach uns erreichen einige weitere Skitourengänger den Gipfel und nach ein paar weiteren Fotosessions machen wir uns abfahrtsbereit.

Blick in Richtung Lechtaler Hauptkamm
Das schöne silberne Gipfelkreuz der Feuerspitze

Der erste Teil der Abfahrt ist wie erwartet kein skifahrerisches Highlight. Am Couloir angekommen, werden die Ski auch nochmal abgeschnallt und erst nach ein paar Metern zu Fuß, balancieren wir im steilen Gelände vorsichtig, um nacheinander beide Sportgeräte wieder an den Füßen zu fixieren.

Aufgrund geringer Schneelage war dieser Teil des Couloirs noch nicht fahrbar, ein paar Meter mussten die Ski getragen werden

Die ersten Meter sind wie üblich in solch einem Gelände sicher keine Augenweide für den Außenstehenden, doch schon bald werden die Schwünge flüssig und das Vertrauen in die Unterlage wächst. Ohne „Feindkontakt“ schwingen wir hinunter und halten uns ab sofort in Abfahrtsrichtung wesentlich weiter links als wir angestiegen sind. So kommen wir in den Genuss von mehreren Hängen, die noch sehr pulvrig sind und können unsere eigenen Spuren setzen.

Abschließender Rückblick ins Kaisertal nach einer wunderschönen Abfahrt

Nach viel Abfahrtsfreude kommen wir dann auf dem Talgrund an und lassen die letzten Höhenmeter und Kilometer hinaus Richtung Kaisers gemütlich auf der Forststraße laufen. Lediglich die letzten Meter bis zum Auto müssen wir tragen, ansonsten trägt uns die dünne Schneeunterlage. Neuschnee in Sicht, der Wetterumschwung kurz bevorstehend und noch ein Stück Topfenstrudel im Auto – besser könnten die Voraussetzungen für den weiteren Fortgang der Dinge für uns und den Skitourenwinter nicht sein!

Fazit

Die Feuerspitze ist nicht zu unrecht als „Frühjahrsklassiker“ deklariert. Auch wenn man später im Jahr sicherlich ein paar Meter taleinwärts die Ski tragen muss, so hält sich im schattigen Tal der Schnee doch noch recht lang ins Frühjahr hinein. Auf den südlich exponierten Hängen weiter oben dürfte sich dann schon recht früh am Tag Firn einstellen, früher Aufbruch ist also sinnvoll. Das Couloir dürfte bei guter Firnlage mit Steigeisen außerdem deutlich angenehmer zu gehen sein als im Hochwinter. Die Orientierung ist nur beim Suchen des richtigen Couloirs kurz anspruchsvoller, ansonsten recht logisch. Die Tour sollte nur bei sicheren Schneeverhältnissen begangen werden.

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