Zum Inhalt springen

MONTE CASALE (2894m)

Nordseitige Skitour im Fanesgebiet mit langsam steiler werdenden Zustieg und alpinem Finish.

, ,

Auch an Tag zwei unseres mehrtägigen Aufenthalts auf der Lavarellahütte ist die größte Herausforderung die geringe Schneelage. Waren wir tags zuvor noch auf dem Col Becchei, so entscheiden Hanna, Lorenz, Thomas und ich uns auch an diesem Tag für eine Tour mit hohem Ausgangspunkt. Dieser ist natürlich die Lavarellahütte, doch gehen wir den nun bekannten Weg wieder zum Limojoch hinauf. Auch heute sind wir nicht im zeitlichen Stress, denn die tageszeitliche Erwärmung würde Ende Dezember kein Problem sein.

Der Eindruck täuscht: viel Schnee ist auch in den Dolomiten nicht vorhanden

Auf knapp 2200 m ist ein bisschen mehr Unterlage vorhanden und so gleiten wir im flachen Hochtal vom Limosee in Richtung Großfaneshütte dahin. Landschaftlich ist dieser Teil des Naturparks Fanes-Sennes-Prags ein einziger Traum. Keine Zivilisation weit und breit und weitläufige Landschaften – zu diesem Zeitpunkt winterlich schön verschneit.

Das Hochplateau zwischen Lavarella- und Faneshütte im ersten Licht des Tages

Ein genauerer Blick neben die Spur verrät aber: hier ist die Schneelage zwar besser als in nahezu allen anderen Gebieten der Alpen, doch von genügend Schnee kann keine Rede sein. Wir werden also unsere Route auch an diesem Tag sehr bedacht legen müssen.

Blick zum Col Becchei – unserer Tour am Tag zuvor

In leichtem Auf und Ab geht es dahin, bevor es zur Großfaneshütte sogar noch eine kleine Fellabfahrt gibt. Im Talboden angekommen, richten wir unseren Blick in das nun vor uns liegende, weitläufige Kar von Monte Castello, Monte Casale und Monte Cavallo. Eingerahmt wird das Bild durch die mächtigen, vorgelagerten Gipfel von Piza Sud und Furcia Rossa. Zu diesem Zeitpunkt sind wir uns noch nicht sicher, zu welchem Ziel uns der heutige Tag führen würde, denn die Schneelage gilt es vor Ort zu beurteilen.

Der Piza Sud und links hinten unser heutiges Gipfelziel

Folgend steigen wir in einer angenehm angelegten Spur im Tal aufwärts und offenbar hat es doch ein paar Gleichgesinnte in diese Ecke verschlagen und so steigt unsere Hoffnung mit jedem Höhenmeter, dass wir weiter oben doch noch gute Schneeverhältnisse für eine spaßige Abfahrt antreffen würden. Zwischen dolomitentypischen Felsformationen steigen wir aufwärts, immer dem „Friedensbiwak“ unterhalb des Monte Castello zu.

Traumhafte Winterlandschaft, im Hintergrund Monte Castello, Monte Casale und Monte Cavallo
Piz de Lavarella, Piza Parom und Pizes da Lé
Wie wohl diese Felsformationen entstanden sind?
Traumhafte Skihänge hinauf in Richtung Friedensbiwak (rechts unterhalb Monte Castello)
Das Friedensbiwak und nach rechts unsere Spur in Richtung Monte Casale

Dort angekommen, sehen wir, dass alle Tourengeher, die am heutigen Tag unterwegs waren, das Friedensbiwak als Ziel angesteuert hatten. Etwas unterhalb ist ein größeres Skidepot vorhanden und auch bis ganz zu der markanten Hütte hinauf gehen einige Spuren. Wir entscheiden uns, die Tour noch ein wenig zu verlängern und queren in Richtung Südwesten hinaus in Richtung Monte Casale. Der letzte Hang zum Skidepot ist dann mit mehr als 35° Hangneigung (NW) vor Ort zu beurteilen. Nach kurzer Beratschlagung entscheiden wir uns, ihn einzeln und mit viel Sicherheitsabstand zu begehen, denn das Altschneeproblem ist allgegenwärtig.

Der Hang zum Skidepot weist stellenweise mehr als 35° Neigung auf
Wenig Schnee erfordert dann den Fußaufstieg in Richtung Gipfel

Am Skidepot angekommen, beschließen wir, dass die Steigeisen im Rucksack bleiben und so stapfen wir auf meist wenig Schnee und viel Fels in Richtung Gipfel. Der Schnee ist – typisch für die Jahreszeit – grisselig und wenig tragfähig und so erfordern einige Passagen im etwas steileren Gelände kurzes Zupacken mit den Händen oder den klassischen Vierfüßlergang im Auf- und Abstieg.

Beeindruckende Dolomiten-Kulisse
Hanna und ich auf den letzten Metern zum Gipfel
Zu warm war es nicht an diesem kalten Tag Ende Dezember

Den Gipfel erreichen wir bei kühlen Temperaturen dann um kurz vor 14 Uhr und machen einige ausgiebige Fotosessions. Das Panorama ist atemberaubend. Von hier hat man einen wunderbaren Blick in die Ampezzaner Dolimiten mit dem „Dreigestirn der Tofane“ (Tofana di Dentro, Tofana di Mezzo und Tofana de Rozes) sowie auch in Richtung Piz de Lavarella. Wir genießen den Moment am Gipfel, welchen wir an diesem Tag ganz für uns alleine haben.

Traditionelles Gipfelbild

Zurück bei den Ski besprechen wir uns kurz und fahren den etwas steileren Hang unterhalb des Skidepots zunächst einzeln ab. Überraschend wenig Steinkontakt – ein paar Kratzer lassen sich aber nicht vermeiden – nehmen wir beim freudigen Schwingen im wenigen Schnee war. Keine schlechte Abfahrt war das, jedoch sind wir schon sehr auf Schadensbegrenzung fokussiert.

Ein, zwei schöne Schwünge waren drin auf der Abfahrt, auch wenn man schwer darauf achten musste, keinen Stein zu touchieren

Zurück unterhalb des Friedensbiwaks reihen wir uns dann in die zahlreichen Spuren ein und das etwas „eingefahrene“ Gelände hilft beim Abfahren ohne Felskontakt dann doch ein wenig. Unten im Talkessel angekommen heißt es nochmals umrüsten, denn ohne Felle ist der Gegenanstieg hinauf in Richtung Limosee nur ungeschickt zu bewältigen.

Rückblick auf unseren heutigen Gipfel (Mitte)
Abendstimmung um die Faneshütte

Wir lassen es wieder gemütlich angehen und um 16:30 Uhr gleiten wir über das Plateau zwischen Fanes- und Lavarellahütte dahin, in welcher wir noch zwei weitere Nächte die Annehmlichkeiten eines recht luxuriös ausgestatteten Berggasthofs genießen dürfen.


Fazit

Der Monte Casale ist eine der längeren Skitouren im Fanesgebiet. Wer ein paar Meter zu Fuß am Grat kraxeln / gehen mag, der erreicht einen wunderschönen Aussichtsberg mit tollem Blick in die wilde Landschaft der Dolomiten. Die Abfahrt ist bei ausreichender Schneelage dank nordseitiger Exposition oft sehr gut zu fahren und schneesicher. Der letzte Hang zum Skidepot ist etwas steiler und muss anhand der aktuellen Lawinenlage beurteilt werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner