Zum Inhalt springen

AHORNSPITZE (2973m)

Abwechslungsreiche Skitour auf den Hausberg Mayrhofens mit alpinem Touch.

, ,

Unser letzter Tag im Zillertal hält nochmal wunderschönes spätwinterliches Wetter für Jana und mich bereit. Nach einer kalten Nacht zeigt sich schon früh die Sonne und so fahren wir nach Mayrhofen, um noch einen der Klassiker im Zillertal zu gehen. Aufgrund des etwas engeren Zeitplans mit Heimreise am gleichen Tag, kürzen wir bis zur Bergstation der Ahornbahn mit dem Lift ab. Trotzdem bleiben noch knapp 1200hm und eine abwechslungsreiche Tour. Hat man einen ganzen (und nicht nur einen halben) Tag Zeit, dann kann man bei entsprechender Kondition auch vom Tal aufsteigen (rund 1400hm extra). Die Lawinensituation ist auch wieder günstig und so freuen wir uns auf den noch recht frischen Schnee und optimale Bedingungen.

Winterwonderland im Zillertal: im Hintergrund der Gipfel der Ahornspitze

Von der Bergstation der Ahornbahn steigen wir kurz die Piste auf, bevor wir auf dem Sommerweg in Richtung unteres Fellenbergkar abfahren. Man kann diese Tour auch mit einer Überschreitung des Filzenkogels und einer steilen Abfahrt durch eine schöne Rinne hinunter ins Kar beginnen.

Die traumhaften Skihänge des Fellenbergkars

Auf etwa 1950m fellen wir wieder an und beginnen den Aufstieg durchs Fellenbergkar in Richtung Karl-von-Edel-Hütte. Die Landschaft ist traumhaft winterlich – tief verschneite Hänge, die jetzt schon die Vorfreude auf die Abfahrt steigern. Glücklicherweise war das Zillertal etwas begünstigt und hat weniger Sturm abbekommen und so hat sich hier der Schnee sehr gut gehalten.

Gut sichtbar die Gipfelrinne mit perfekten Schneebedingungen

Ohne größere Schwierigkeiten steigen wir schnell auf und treffen eine Gruppe, die direkt durch die steile Gipfelrinne zum Gipfel aufgestiegen ist. Diese Rinne haben wir für die Abfahrt im Blick, im Aufstieg erscheint mir das Unterfangen aber zu steil, da am Grat bereits eine weitere Partie geht, die sicher in ein paar Minuten in die Rinne einfahren wird. Die Entscheidung entpuppt sich als richtig, denn die nächste Partie räumt einiges an potentiellem Schneebrettmaterial aus der Rinne und so wäre unser Aufstieg allenfalls staubig geworden.

Theoretisch besteht die Möglichkeit, in Spitzkehren und zuletzt zu Fuß hier aufzusteigen – die sicherere Variante ist aber über den Grat
Perfektes Skigelände – sowohl für den Anstieg als auch für die Abfahrt

Wir queren einen etwas steileren Hang hinaus auf einen markanten Einschneid im Grat, der „Popbergschneid“. Dort angekommen, kommen die Ski an den Rucksack und die Steigeisen an die Schuhe. Je nach Verhältnissen geht der Grat auch gut ohne, aber wir fühlen uns an diesem Tag mit den gezackten Freunden besser.

Jana im Anstieg Richtung Popbergschneid
Blick auf die Tuxer Alpen
In der Nähe des Sommerwegs auf dem Grat
Blick in Richtung Großer Löffler und Berliner Spitze

Nun fehlen uns noch knapp 300hm bis auf den Gipfel. Mal laufend, mal kraxelnd, mal stapfend, arbeiten wir uns im durchaus knietiefen Schnee den Grat nach oben. Die Kletterei ist nie schwierig, man ist sogar geneigt, die Stöcke in den Händen zu behalten. An ein paar Stellen ist Zupacken dann doch sinnvoll.

Die ersten Schritte können noch mit Stöcken zurückgelegt werden
Schon schnell wird es etwas steiler

Leider kommt mir das Frontteil meines Petzl Irvis Hybrids an einer Stelle aus – die folgende Neueinstellung des Eisens kostet mich über fünf Minuten, während Jana schon fast vom Gipfel herunter grüßt. Mit einer Raste enger gespannten Cords unter den Skistiefeln geht es dann sicher hinauf auf den Hauptgipfel der Ahornspitze (2973m).

Tolle Tiefblicke am Grat

Von hier geht es ein kurzes Stück über einen ausgesetzten Grat hinüber in eine Scharte und von dort auf den etwas niedrigeren Nebengipfel mit einem Gipfelkreuz. Die Ahornspitze ist kein ganzer 3000er, aber ein imposanter Berg, thront er doch direkt über dem Talort Mayrhofen (633m).

Kurze Kletterstellen wechseln sich mit Gratpassagen ab

Wir genießen den tollen Rundumblick in alle Richtungen der Zillertaler Bergwelt. Sowohl Tuxer Alpen als auch die Gipfel um Ziller- und Zemmgrund bieten ein geniales Panorama. Die Temperaturen sind angenehm und so verweilen wir ein paar Minuten am Gipfel und schießen viele Fotos.

Traumhafte Aussicht in alle Richtungen
Der letzte Teil des Grats zur Scharte
Am Horizont ist der Großvenediger zu erkennen: eine gute Woche später stehe ich auch auf diesem Gipfel
Spektakulärer Tiefblick aufs Tuxertal

Nachdem eine vorangegangene Partie abgefahren ist, kraxeln wir zurück in die Scharte und schnallen dort an einem bequemen Platz unsere Ski an. Unser Plan, die Gipfelrinne abzufahren, scheint voll aufzugehen und mit Sonne in der westseitig ausgerichteten Rinne geht es die ersten Höhenmeter durch seitliches Rutschen hinunter. Durch ein paar Felsen navigieren wir mal vorwärts, mal rückwärts durch. Im fahrbaren Gelände angekommen, geht dann der Spaß los: mit knapp 50° ist die Rinne sehr steil und sollte nur bei sicheren Verhältnissen befahren werden. Wir vermeiden außerdem „Ausfahrten“ in die steileren Teile an den Rändern der Rinne – dort sind auch schon ein paar Anrisskanten zu sehen. Je tiefer wir kommen, um so schneller werden die Pulverschwünge und wir genießen den gesamten Hang. Was ein Gefühl!

Die Einfahrt in die Gipfelrinne mit bis zu 50° Gefälle an der steilsten Stelle

Unten angekommen, gibt es nochmal ein paar Bilder vom traumhaften Fellenbergkar. Wir fahren freudvoll weiter und schwingen einen Hang nach dem anderen hinunter. Wir lassen uns auf der orthografisch rechten Seite des Kars noch ein paar Meter tiefer treiben als wir zwingend müssten und fellen erst an der letzten Steilstufe vor dem Gasthof Alpenrose Fellenberg wieder an. Von hier geht es zurück auf die linke Seite des Kars und hinauf auf das Plateau des Skigebiets Ahorn. Noch ein paar Meter durch unberührten Schnee und traumhafte Winterlandschaft und schon stehen wir wieder im Skigebiet. Wir kehren noch auf einen Germknödel ein und genießen die Nachmittagssonne – was für ein toller Abschluss einer Woche im Zillertal! Das letzte Kapitel der Tour ist die Abfahrt über die Piste hinunter nach Mayrhofen. Die größten alpinen Gefahren der Tour warten hier in Form von Pistenfahrern, die umkurvt werden müssen.

Fazit

Die Ahornspitze ist eine schöne Skitour, welche mit grandiosem Panorama und einem gewissen alpinen Touch punktet. Die Tour kann durch die Bergbahn zu einer schönen Halbtagestour verkürzt werden, vom Tal ist es eine ausgesprochen lange Unternehmung (2350hm). Die Abfahrt durch die Gipfelrinne sollte nur bei sicheren Schneeverhältnissen unternommen werden. Am Grat ist Trittsicherheit gefragt, bei viel Neuschnee im Hochwinter kann dieser Part durchaus anspruchsvoll sein. Die Ergänzung durch den Filzenkogel wertet die Tour skifahrerisch auf und bringt nochmal ein paar Höhenmeter zusätzlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner