Schöne und wenig schwierige Hochtour auf einen abgelegenen Ötztaler 3000er.
Herbstlich ist es geworden in den Alpen. Nach einem tollen Hochtouren-Sommer in den Westalpen, möchte ich noch mit meiner Mama in den Ostalpen zwei Touren gehen. Die Wahl fällt auf die Ötztaler Alpen – genauer gesagt auf das Kaunertal – welches landschaftlich reizvolle und in der Regel abgelegene Touren bietet.
Staubedingt fahre ich über den Arlbergtunnel ins Inntal und von dort bis ins hintere Kaunertal. Bis zum Gepatschhaus kann man per Auto fahren (mautpflichtig) und genau dort parke ich dieses am Samstagnachmittag im Nieselregen. Meine Mama ist bereits auf dem Weg zur Rauhekopfhütte, da sie bereits vor mir im Kaunertal war, um dort ein paar Touren zu gehen.
Durch den Regen verliere ich keine Zeit im Anstieg und bin schon nach etwa 45 min am Gletscherrand des mächtigen Gepatschferners und treffe dort auf meine Mama. Da der Gletscher natürlich nach dem viel zu heißen Sommer völlig aper ist, legen wir die Steigeisen an, verzichten aber auf das Seil. Über den Gletscher geht es in leichter Steigung aufwärts und schon bald suchen wir den besten Weg durch die großen Spalten am orthografisch linken Rand, um den Übergang in die Felsen zu finden. Durch den Gletscherrückgang muss der Weg jährlich nach unten verlängert werden und durch den Regen ist das Gelände stark aufgeweicht.
Wir entledigen uns der Steigeisen und steigen im nassen Schutt hinauf auf einen Rücken, der bequem zur Rauhekopfhütte führt. Pünktlich zum Abendessen erreichen wir die gemütliche und kleine Hütte. Wir werden vom Hüttenteam empfangen, welches übrigens alle zwei Wochen wechselt – denn die Mitglieder der Sektion bewirten die Hütte rollierend, es gibt keinen festen Hüttenwirt.
Nach einer entspannten Nacht starten wir bereits kurz nach 6 Uhr in Richtung Gletscher. Dieser ist in einem mitleidserregenden Zustand und wir können froh sein, dass weiter oben minimal Neuschnee das Gehen erleichtern wird. Im unteren Teil ist der in diesem Bereich spaltenarme Gepatschferner aper und flach. Wir steigen mit Steigeisen über das ewig weite Plateau hinauf und passieren noch den Punkt „Im Sumpf“. Wendet man sich erst hier nach links, dann kann man die folgende Spaltenzone an einer geeigneten Stelle passieren.
Durch die starke Ausaperung (auch auf 3000 m) liegt kaum Schnee auf dem Gletschereis und so müssen wir ganz geduldig jede einzelne Spalte – mittlerweile am Seil – überspringen oder umlaufen. Die Orientierung ist interessanterweise auch bei gutem Wetter und klarer Sicht nicht immer so einfach – ein Blick auf den GPS-Track nach der Tour verrät manchmal seltsame „Umwege“.
Wir queren unterhalb des Brandenburger Hauses durch und erreichen problemlos den Kesselwandferner. Auf diesem geht eine gute Spur aufwärts in Richtung Oberes Guslarjoch. Hier gilt es, sich links zu halten, denn dann vermeidet man zu viele Umwege durch sehr breite und lange Spalten. Trotzdem müssen wir ein wenig im Zickzack laufen, bevor wir den Übergang durch die Felsen erreichen. Im unschwierigen Gipfelhang gibt es dann keine Spalten mehr und wir gehen bequem auf den schönen und aussichtsreichen Gipfel zu.
Die Aussicht inmitten der Ötztaler Alpen ist zwar wetterbedingt etwas getrübt, jedoch ist die Landschaft hier oben immer spektakulär. Die größte zusammenhängende Gletscherfläche der Ostalpen umgibt uns und der Blick geht bis zur Bernina und dem Ortlergebiet.
Einige Bergsteiger sind auch von der Vernagthütte herauf gekommen und wir bleiben ein paar Minuten am Gipfel. Der Abstieg dauert auf dieser Tour fast gleich lang wie der Aufstieg, denn geht es auf dem Gepatschferner zwar leicht bergab, aber so muss doch auch die gesamte Strecke „brav“ zurückgelaufen werden. Insgesamt 16 km, fast alles davon auf Gletscher, sind dann bei diesen Verhältnissen doch eher viel.
Auf dem aperen Gletscher müssen Fußgelenke und Knie dann nochmal beansprucht werden, bis wir den Gletscherrand und nach ein paar Minuten Abstieg auf dem gut markierten Weg die Rauhekopfhütte erreichen.
Fazit
Der Fluchtkogel ist von der Rauhekopfhütte eine leichte Hochtour, welche aber weitgehend über vergletschertes Gelände führt und daher sicheres Gehen auf Steigeisen und am Seil erfordert. Der Gepatschferner ist im mittleren Teil der Tour recht spaltig, weshalb unbedingt angeseilt werden muss. Bei schlechter Sicht ist die Orientierung auf dem weitläufigen Gletscherbecken schwierig, dann unbedingt nach GPS gehen.