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WEIẞSEESPITZE (3500m)

Flache und technisch leichte Hochtour an der Grenze zwischen Nord- und Südtirol.

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Nach der Tour auf den Fluchtkogel am Tag zuvor, starten wir wieder zu früher Stunde von der Rauhekopfhütte. Bereits um 6:45 Uhr befinden wir uns auf dem Gepatschferner auf dem Weg in Richtung Weißseespitze.

Der Weg erscheint von hier aus recht kurz, jedoch täuschen die weiten Flächen des aperen Gletschers gewaltig. Über 5 km Luftlinie und entsprechend deutlich mehr Laufstrecke liegen vor uns auf dem Weg zum Gipfel. Da wir auch heute wieder auf dem aperen, flachen und spaltenarmen Gletscher sicher unterwegs sind, darf das Seil vorerst im Rucksack bleiben.

Sehr mühsam zu gehen: der apere Gepatschferner

Wir wandern aufwärts und erreichen bald wieder den Punkt „Im Sumpf“. Diesmal wenden wir uns aber nicht nach links, sondern steuern nach rechts in Richtung des markanten Kamms links unterhalb des Gipfels der Weißseespitze zu. Bei höherer Schneelage dürfte das Passieren der verschiedenen Spaltenzonen wohl einfacher gehen – für uns heißt es heute aber in der ersten steileren Passage fleißig Zickzack laufen. Oft laufen wir 50 und mehr Meter nach rechts und links, um einen geeigneten Übergang über die Spalten zu finden.

Schöne Morgenstimmung, doch der Himmel färbt sich schon verdächtig rötlich
Das Tagesziel erscheint recht nah
Die ersten Sonnenstrahlen erreichen den Gipfel der Weißseespitze

Ist die Weißseespitze nicht doch eher eine Skitour? Nach vielen hundert Meter Wanderung durch Spaltenzonen könnte man sich diese Frage doch stellen. Langsam, aber sicher kommen wir dann doch voran und stehen um kurz vor 11 Uhr am Gipfelaufbau, von wo aus es nur ein paar Schritte bis auf den unmarkanten, höchsten Punkt der Weißseespitze sind. Die Weißkugel ist zum Greifen nah und in Richtung Ortlergebiet sind ein paar Blicke, trotz Bewölkung, möglich. Besonders schön liegt das Langtauferertal unter uns, aus dem man viele schöne Touren im Reschengebiet unternehmen kann.

Die Weißkugel – aus jedem Winkel in einer anderen Perspektive

Da die Sicht aber etwas eingeschränkt ist, treten wir nach einer Pause den Weiterweg an. Eigentlich ist unser Plan, über das Nörderschartl ins Skigebiet des Kaunertaler Gletschers zu kommen und von dort per Linienbus zurück zum Auto zu fahren. Doch stellt sich der erste mögliche (und auf einem Track vermerkte) Übergang unterhalb des „Zahns“ derart brüchig und aper heraus, dass ein Passieren unmöglich ist. Der Schneemangel legt eine unschöne Schutthalde in diesem Sommer frei, die alles andere als einfach zu erklettern ist. Alles bewegt sich und man muss gerade aufpassen, dass die Schienbeine nicht von einem Stein erwischt werden.

Ein langer Rückweg zur Rauhekopfhütte

Wir steigen weiter ab auf dem Gletscher und versuchen, durch das Umlaufen einer Felsnase noch zum Nörderschartl zu kommen. Doch als wir abbiegen möchten, beschleicht mich das Gefühl, dass die Verhältnisse bei diesem Übergang auch nicht besser sein dürften. So ändern wir unseren Plan und steigen den bekannten und einfachen Weg zur Rauhekopfhütte zurück ab. Dort angekommen, verlieren wir nicht allzu viel Zeit und schon sind wir zurück auf dem unteren Teil des Gepatschferners, wo wir wieder problemlos durch die Spalten finden.

Der untere Teil des Gepatschferners
Mit Steigeisen geht der Abstieg problemlos
Kurz nach Verlassen des mächtigen Eisstroms
Rückblick zur urigen Rauhekopfhütte

Zurück auf dem Weg entledigen wir uns der Steigeisen und mit zunehmend freundlichem Wetter steigen wir den restlichen Weg voll ab zum Gepatschhaus und finden anschließend sogar noch eine Wirtschaft in Feichten, um die Speicher wieder aufzufüllen. Eine wunderschöne zweitägige Mama-Sohn-Tour geht zu Ende!


Fazit

Die Weißseespitze ist im Sommer eine eher einfache Tour, die aber Wissen und Fähigkeiten im Bewegen auf spaltenreichen Gletschern erfordert. Je nach Variante (es besteht auch die Möglichkeit, aus dem Skigebiet heraus über das Falginjoch den Westgrat zu klettern), sind die Schwierigkeiten überschaubar, jedoch ist bei schlechter Sicht große Vorsicht geboten – auf dem weiten Plateau des Gepatschferner ist Verirren möglich. Durch die heißen Sommer und schlechten Winter zuletzt hat der Gepatschferner viele Spalten.


Facts zur Tour

  • Mühen: Lange Gletscherwanderung, bei aperem Gletscher recht kraftraubend
  • Freuden: toller Aussichtsberg mit schönen Blicken in Richtung Ortlergebiet
  • Risiken: Phasenweise spaltiger Gletscher
  • Aufstieg: 780 hm / ca. 3:30h (ab der Rauhekopfhütte)
  • Abstieg: 780 hm / ca. 2:30h (zur Rauhekopfhütte)
  • Exposition: Nord, Süd
  • Schwierigkeit: L+
  • Charakter der Tour: Hochtour Gletscherkontakt,
  • Equipment: Gletscherausrüstung, 30m Seil
  • Beste Jahreszeit: Juni-September

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