Landschaftlich sehr schöne Skitour auf einen der höchsten Gipfel der Berchtesgadener Alpen
Spät in der Saison wollen Jana und ich die kühlen Temperaturen in den hohen Lagen nutzen und machen uns am Ostersonntag auf in Richtung Berchtesgadener Land. Auf diese Idee sind überraschenderweise neben uns noch ein paar weitere Skitourengeher gekommen und so ist der Parkplatz Hinterbrand hoch über Berchtesgaden schon gut gefüllt. Wir stellen unser Auto kurz nach 8 Uhr am Morgen ab und starten leider zunächst ein kurzes Stück in Richtung Jennerbahn, bevor wir nochmals auf die Landkarte schauen und feststellen, dass der Einstieg Richtung Alpeltal etwas weiter unten gewesen wäre. So geht es also nochmal ein paar Meter zurück und am Wegweiser dann auf dem korrekten Weg durch den Wald aufwärts. Zunächst sind die Ski am Rucksack, da man bis zum „Sommerwandl“ eher auf einem Weg, denn in einer Spur läuft. Da in diesem Jahr spät im Winter nochmal der Schnee zurück kam, stapfen wir durch frischen Pulver hinauf in Richtung Alpeltal. Am Sommerwandl helfen ein paar Drahtseile, ohne ginge es aber auch prima über ein Felsband hinüber in den letzten Aufschwung, bevor wir dann die Ski anschnallen. Gleich geht es steil hinauf durch eine kleine Schneise, bevor wir nach kurzer Zeit im Talboden stehen und sich die tolle Landschaft zwischen Hohem Brett und Hohem Göll eröffnet.
Durch schönes Skigelände steigen wir weiter aufwärts bis zur Abzweigung in Richtung Hohes Brett. Da wir dem Wetter nicht gänzlich trauen, ziehen wir gleich weiter in Richtung der „Umgäng“. Hier geht es landschaftlich traumhaft in leichtem Auf und Ab immer dem Talschluss zu. Viel Strecke und wenig Höhenmeter sind eine Kombination, die dem Skitourenenthusiasten nicht gefallen können.
Ich habe aber die Hoffnung, dass wir auf guter Spur hier mit genügend Grundspeed die meisten Flachstellen gut passieren können in der Abfahrt. Sei’s drum, im Aufstieg nehmen wir es wie es kommt. Schnell erreichen wir einen Steilaufschwung und kurze Zeit später einen Sattel südlich des Vorgipfels. Ab hier geht es in etwas steilerem Gelände aufwärts zum Vorgipfel.
Die Spur ist gut und der Schnee drumherum weich, sodass wir keine Probleme bei der Fortbewegung haben. Die Harscheisen sind längst wieder im Rucksack verschwunden und dank ein paar Sonnenstrahlen, die sich mit Nebelschwaden abwechseln, firnt es bereits leicht auf. Wir ziehen am Grat entlang und stehen ein paar Minuten später am letzten Gipfelaufbau. Ob man die letzten Meter mit Ski an den Füßen bewältigen möchte, muss man situativ entscheiden. Wir trauen uns die Steilstufe zu und steigen mit ein bisschen Kreativität durch Einsatz der Kanten hinauf zum geräumigen Gipfelplateau. Just in dem Moment zieht es zu und dichter Nebel umgibt uns. Nach rund dreieinhalb Stunden Aufstieg (exklusive unseres kurzen Ausflugs zur Jennerbahn) stehen wir am prächtigen Gipfelkreuz und hoffen über eine halbe Stunde darauf, dass der Nebel aufreißt. Leider zeigt sich der Himmel am Mittag nicht gnädig und so müssen wir uns mit dem Gedanken begnügen, dass die Aussicht sicher toll ist.
Kaum sind die Felle abgezogen und die Fersen am Ski fixiert beginnt die spaßige Abfahrt. Wir fahren am Grat entlang in Richtung Vorgipfel und just in diesem Moment reißt der Himmel auf. Also bleiben wir stehen und machen doch noch ein paar Fotos mit Aussicht.
Für Anfang April ist es doch recht kalt und so erhoffen wir uns noch einen ganz passablen Schnee in der Abfahrt. In der Hoffnung, die letzten Powder-Schwünge der Saison zu genießen, fahren wir in einen Steilhang ein, welcher direkt in Richtung Umgäng hinab zielt.
Aufgrund der recht sicheren Lawinensituation sind wir uns sicher, dass alles sehr fest ist. Leider ist der Schnee sogar fast zu fest, wir fahren meist auf einem Harschdeckel hinunter. Trotzdem machen diese Hänge wirklich Spaß, denn auch das Panorama ist grandios.
Viel zu schnell erreichen wir den Talboden und sammeln genug Schwung, um problemlos durch die Flachstellen durchzufahren. Nur rund 45min nach der Abfahrt am Gipfel erreichen wir wieder den Punkt, an dem wir am Morgen die Ski angelegt haben.
War das die letzte Abfahrt des Winters? Vielleicht. Wir klatschen ab auf eine tolle Skitourensaison (dass ich noch drei weitere Touren in der Bernina machen würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht). 23 Skitouren standen zu diesem Zeitpunkt zu Buche, fast alle in Deutschland – lediglich im Herbst waren noch Ausflüge nach Österreich möglich. In Erinnerungen schwelgend schnallen wir die Ski an den Rucksack und wandern gemütlich die letzten 100 Höhenmeter hinunter zur Straße.
Glücklich, dass alle Touren tolle Erlebnisse waren, setzen wir uns in schöner Frühlingssonne ein paar Minuten vor unser Auto. Die etwa zweistündige Heimfahrt vergeht auch schnell und aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit gibt es sogar noch ein Getränk auf der Terrasse in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Fazit
Der Hohe Göll ist eine lange Skitour, welche sich insbesondere im Spätwinter / Frühling eignet, wenn der Zustieg durch den Wald nur noch wenig Schnee aufweist. Wer Kondition für 1500hm hat, der wird hier eine tolle Tour in traumhafter Kulisse hoch über Berchtesgaden erleben. Die Lawinengefahr ist verhältnismäßig moderat, lediglich der Hang am Vorgipfel kann kritisch werden. Wenn das Wetter mitspielt (was in unserem Fall nicht ganz der Fall war), dann kann man auf der Abfahrt auch das Hohe Brett noch dranhängen. Im unteren Teil sind insbesondere im Frühjahr Harscheisen unabdingbar. Neben der landschaftlichen Komponente ist auch das Skifahrerische eine Reise wert!