Zum Inhalt springen

DRITTES WATZMANNKIND / SKISCHARTL (2428m)

Landschaftlich spektakuläre Skitour im Berchtesgadener Land.

, ,

Das sonnige, aber leider auch recht warme Wetter Ende Februar macht weiter tiefere Skitouren sinnlos und so ist in den Bayerischen Alpen die Anzahl der Möglichkeiten schon recht ausgedünnt. Eine sichere Option ist hierbei das Watzmannkar, denn die nordseitige Exposition und die hohe Lage dürften noch für ein wenig übrigen Schnee sorgen. Also machen Jana und ich uns auf in Richtung Berchtesgaden. Ein paar übrige Urlaubstage machen eine Tour unter der Woche möglich, entsprechend wenig Leute dürften unterwegs sein. Um halb 8 starten wir am Parkplatz Hammerstiel mit Laufschuhen. Mit Laufschuhen? Leider ist hier auf 750m Höhe der Schnee nur noch in Form von kleinen Resten im Wald zu erahnen. Also schnallen wir die Ski auf die Rucksäcke und hängen die Stiefel dran – die ersten Höhenmeter werden zu Fuß zurückgelegt. Zunächst hoffen wir, dass hinter jeder Biegung der Schnee anfängt, doch der Blick auf die umliegenden Hänge nimmt uns diese Illusion recht schnell. Also steigen wir schnell auf der Forststraße in Richtung Schapbachalm in das Tal hinein. Die ersten Schneereste auf und neben der Straße betreten wir dann auf ca. 1100m, es dauert aber nochmal 100 Höhenmeter, bis wir an der markanten „Benzinkurve“ dann schon auf Glatteis herumrutschen. Ein paar Meter weiter deponieren wir die Laufschuhe auf einem Baum und schnallen endlich die vorgesehenen Sportgeräte an die Füße. Mit Tourenstiefeln und Ski geht es gleich in eine steile Schneise, welche bei wenig Schnee recht unangenehm zu gehen ist. Mit Harscheisen geht es aber ganz passabel durch die vereiste Buckelpiste im Wald nach oben.

Im unteren Watzmannkar, rechts Watzmann Hocheck und in der Bildmitte das markante Vierte Watzmannkind

Nach dieser steilen Passage geht es dann durch einen lichten Wald weiter dem Watzmannkar zu. Noch immer im Schatten finden wir im Kar dann eine harte Unterlage vor und zügigen Schrittes ziehen wir in Richtung des markanten Vierten Watzmannkinds hinauf. Als uns dann erstmalig ein Sonnenstrahl trifft, sind wir schon auf 1800m gestiegen. Zu unserer rechten baut sich massiv die „Kleine Ostwand“ des Watzmanns auf, welche sich zwischen Hocheck und Mittelspitze erstreckt.

Erste Sonnenstrahlen im Watzmannkar

Zügig geht es auf den folgenden Metern flach durchs Tal mit leichtem Höhengewinn immer weiter nach oben.

Eine harte Unterlage ermöglicht schnelles Vorankommen im Watzmannkar

Auf 1950m Höhe halten wir uns dann links und queren immer möglichst hoch haltend am Vierten Watzmannkind durch. Ab hier geht es den letzten Hang noch hinauf bis auf 2230m, wo man ziemlich steil auf dem „Dritten Kind“ steht. Wir stecken nach vier Stunden und 1500 Höhenmetern ab dem Parkplatz unsere Ski in den Schnee.

Kurz vor dem Gipfel des Dritten Watzmannkinds

Die Aussicht ist wirklich spektakulär – tief unten liegt der malerische Königssee. Zwischen uns und dem türkis schimmernden See liegen immerhin 1800m Höhenunterschied. Ein paar Zentimeter vor unseren Füßen bricht die höchste Wand der Ostalpen ab – die Watzmann-Ostwand. Diese erstreckt sich vom Kleinen Watzmann, über die Südabbrüche des Watzmannkars über Mittelspitze bis zur Südspitze. Tolle Kletterrouten führen im Sommer durch diese Wand auf einen der drei Watzmann-Gipfel. Nach Süden erstreckt sich der Blick über die Landesgrenze nach Österreich ins Steinerne Meer. Diese spektakuläre Hochkarstlandschaft ist speziell im Winter traumhaft anzuschauen.

Vom Gipfel des Dritten Watzmannkinds eröffnet sich ein grandioser Blick ins Steinerne Meer, links unten der Königssee
Die spektakuläre winterliche Watzmann-Ostwand

Wir genießen ein paar Minuten die Aussicht und machen eine kleine Essenspause. Nach fast einer Stunde hoffen wir auf einen aufgefirnten Hang, da die Sonne jetzt ein bisschen hinein scheint. Nicht ganz so schön wie erhofft präsentiert sich der Abfahrtshang und so schwingen wir nicht ganz so elegant auf der harten Auflage hinunter.

Nicht ganz optimale Schneeverhältnisse, statt schönem Firn ist es doch recht verharscht

Wir fahren bis unter das Vierte Watzmannkind und auf etwas unter 1900m machen wir eine kurze Pause. Jana sucht sich ein schönes Plätzchen in der Sonne und ich felle nochmals an. Ich möchte mir das Fünfte Kind und das Skischartl doch mal etwas genauer anschauen. Direkt unterhalb der Mittelspitze lockt ein recht schön ausschauender Hang mit einer tollen Tiefschneeabfahrt. Ich steige also auf der linken Seite des Kars an und folge einer guten Spur in Richtung der Scharte. Auf der Gratschneide angekommen geht es dann noch ein paar Meter nach rechts weiter bis an den höchsten Punkt, welchen man im Watzmannkar mit Ski erreichen kann, dem Skischartl.

Erneut grandioser Ausblick vom Skischartl in Richtung Salzburger Land

Auf 2428m heißt es ein letztes Mal: Fotos machen, kurz einen Schluck Tee trinken und die Felle abziehen. Ich genieße nochmal die Aussicht an diesem perfekten Spätwintertag. Kein Wölkchen trübt den perfekten blauen Himmel und nach einem letzten Rundumblick über die Berchtesgadener Alpen schnalle ich die Ski an und fahre ab. Der von mir ausgemachte Hang führt über den Watzmanngletscher, der aber nicht mehr als ein ganzjähriges Schneefeld ist. Wie erhofft, genieße ich ein paar tolle Schwünge in unverspurtem Schnee, hier ist noch kein Sonnenstrahl hinein gefallen und so ist auch am frühen Nachmittag der Schnee noch gut.

Landschaftlich traumhafte Abfahrten im Watzmannkar

Um kurz vor zwei sammle ich Jana wieder ein und wir gleiten das Watzmannkar hinaus. Bis auf die letzte Schneise ist die Abfahrt für die schwierigen Schneeverhältnisse überraschend gut. Wir schwingen hinunter zur Benzinkurve und die letzten Meter in der Schneise erfordern dann doch den kompletten Skifahrer, will man tiefere Schrammen im Ski vermeiden. Zurück bei den Laufschuhen heißt es wieder Schuhwerk wechsle dich und ein paar Minuten später spazieren wir mit aufgeschnallten Ski hinaus durchs Schapbachtal. Ach wie gern wären wir die Forststraße auf den Ski stehend hinausgeglitten. Eine Woche früher wäre das auch noch möglich gewesen, doch nicht so an diesem Tag. Also müssen wir nochmal 500 Höhenmeter abwärts wandern, bis wir endlich wieder am Parkplatz Hammerstiel an unserem Auto ankommen. Dort wird als erstes der Durch gestillt, denn über 1700hm Anstieg auf Ski haben mich dann doch etwas durstig gemacht. Die zwei Stunden Heimfahrt vergehen dann doch eher schnell, da wir nochmal auf eine tolle Tour zurück blicken und uns freuen, diesen traumhaft sonnigen Tag im Berchtesgadener Land erlebt zu haben.


Fazit

Das Dritte Watzmannkind und das Skischartl sind landschaftlich sehr reizvolle Touren. Durch die nordseitige Exposition findet man hier auch spät im Winter noch sehr gute Bedingungen vor. Die landschaftliche Kulisse ist einzigartig und so werden die vielen Höhenmeter im Anstieg am Ende mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Speziell im Frühjahr ist die Schneise oberhalb der Benzinkurve oft unangenehm zu gehen, wenn es hier schon wenig Schnee hat. Wer Kondition für mehr als 1700hm hat, der kann beide Gipfel in einer Tour kombinieren. Sehr lohnenswert, auch bei schlechtem Wetter durch die leichte Orientierung machbar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner