Lange, aber skitechnisch oft lohnenswerte Skitour auf einen hohen Sellrainer Skigipfel.
Am zweiten Tag unseres Tourenwochenendes im Sellrain steuern Jana und ich den Längentaler Weißer Kogel an. Durch den Schneemangel und die hohen Temperaturen sind die Optionen auch hier im Sellrain an einer Hand abzuzählen und so nehmen wir in Kauf, dass wir die ersten 8km des Anstiegs zum Hohen Seeblaskogel tags zuvor nochmals in Angriff nehmen müssen.
Durch die Zeitumstellung starten wir netto 40 Minuten früher (brutto 20 Minuten später) von Lüsens auf der Loipe in Richtung Fernerboden. Der tageszeitlich frühere Aufbruch sorgt dafür, dass wir den ersten steilen Hang hinauf Richtung Längental zwar wieder mit Harscheisen zurücklegen, aber ohne Sonne hier zumindest noch nicht allzu sehr ins Schwitzen geraten.
Im Längental angekommen, entspricht die Tour der des Hohen Seeblaskogel, weshalb ich an dieser Stelle die Kurzversion wiedergebe.
Am Abzweig Richtung Hoher Seeblaskogel angekommen, wenden wir uns nach links und steigen durch leicht kupiertes Gelände stetig nach Süden an in Richtung Längentaljoch. Die Neigung ist ideal fürs Skitourengehen und so kommt man oft ganz ohne Kehren aus und steigt einfach direkt in Richtung des Jochs und des darunterliegenden Ferners auf.
Der Übergang auf den spaltenarmen Längentalferner ist kaum zu spüren, lediglich das Gelände steilt allmählich ein wenig auf und wir lassen das Längentaljoch links liegen. Zuletzt etwas steiler in einigen Kehren, geht es in Richtung Westen hinauf über den Längentalferner zum Skidepot. Hier zeigt sich ganz eklatant der Gletscherrückgang. Noch vor weniger als 10 Jahren waren hier viele Felsen gar nicht sichtbar und der Gletscher lag wesentlich höher im Tal. Somit konnte man auch deutlich weiter mit Ski in Richtung Gipfel ansteigen.
Aufgrund des ohnehin wenigen Schnees und des zurückgegangenen Gletschers machen wir auf etwa 3150m Skidepot und schnallen die gezackten Freunde an die Füße. An diesem Tag wären von den Verhältnissen her Steigeisen nicht ganz zwingend nötig, aber für den Abstieg erweisen sie sich doch als recht angenehm.
Wir stapfen hinauf in Richtung Gipfelkreuz, wo schon ein paar Skitourengeher sitzen. Wir genießen das tolle Panorama und trotz des eher engen Gipfels finden alle gut Platz. Obligatorisch mache ich natürlich einige Fotos, denn die Systemkamera soll ja nicht ohne Sinn knapp 1600hm hinaufgetragen worden sein. Besonders imposant steht uns der Schrankogel gegenüber und auch die Wilde Leck ist ein echter Blickfang. Daneben sehen wir die Kuhscheibe, auf der wir schon früher in diesem Winter waren – am kürzesten Tag des Jahres.
Im Hintergrund dominiert die Wildspitze das Panorama der Ötztaler Alpen und auch der Hintere Seelenkogel ist gut sichtbar.
Einen Riegel und einige Fotos später machen wir uns auf den Rückweg zum Skidepot und kraxeln ein paar Meter hinunter, bevor es zuletzt noch im Stapf zurück zu den Sportgeräten geht. Zügig schnallen wir die Ski an, denn es ist gut zu erkennen, dass es bereits aufgefirnt hat. In der Hoffnung auf tollen Firn, verlieren wir keine Zeit und machen uns bereit für die Abfahrt. Und tatsächlich werden unsere Mühen belohnt. Die Abfahrt über den Längentaler Ferner ist in perfektem Zustand – richtige Carvingschwünge sind im Firn heute möglich.
Nach Erreichen des Talgrunds finden wir auch hier schöne Schneeverhältnisse vor und immer wieder gibt es kleine Slush-Einlagen, dort wo die Sonne den Schnee schon stark aufgeweicht hat. Alles in allem eine tolle Abfahrt – so wie Firntouren sein sollten. Wie bereits am Tag zuvor, mogeln wir uns die letzten Meter durch eine Waldschneise hinunter zum Jugendheim und lassen es dann anschließend auf der Loipe mit nun schon sehr kräftiger Sonne hinaus zum Gasthof laufen.
Dort werden wir von tollem Service und leckerem Tiroler Essen erwartet und genießen den Ausklang des Tages auf der Sonnenterrasse.
Fazit
Der Längentaler Weißer Kogel ist eine schöne Skihochtour im Sellrain. Die objektiven Gefahren sind überschaubar und die technischen Schwierigkeiten eher gering. Speziell im ersten Hang vom Fernerboden hinauf ins Längental ist aber tadellose Spitzkehrentechnik nötig und auch das sichere Ansteigen im eisigen Gelände mit Harscheisen ist hier wichtig. Das Profil ist eher flach (22km mit 1600hm), das dürfte bei schwerem Schnee oder tiefem Pulver den Abfahrtsspaß einschränken. Bei Firn eine tolle Abfahrt.