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SCHWARZENSTEIN (3369m)

Skifahrerisch sehr reizvolle Skihochtour auf einen höheren Gipfel im Zillertaler Hauptkamm.

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Von Norden her sind die Gipfel des Zillertaler Hauptkamms allesamt lange Unternehmungen – im Sommer wie im Winter. Von Süden sind einige der hohen Gipfel durchaus als Tagestour machbar. Mit Ski gilt es hier insbesondere die starke südseitige Exposition zu beachten. Wer also Firn erwischen möchte, der muss hier früh aufstehen.

Morgendämmerung über dem Ahrntal

So tun es auch Jana und ich als wir trotz kleiner technischer Probleme um 6:50 Uhr die Uhren am stillgelegten Gasthof Stallila oberhalb von St. Johann im hinteren Ahrntal starten. Wir wählen diesen etwas längeren Anstieg, denn die Direktvariante durch das Trippachtal hat unserer Einschätzung nach im unteren Teil zu wenig Schnee. Um die Ski also nicht tragen zu müssen, muss es der durchaus lange Weg vom Stallila bis ins Trippachtal sein.

Los geht es auf der Forststraße vom Gasthof Stallila in Richtung Trippachtal

Der Aufstieg durch das Rotbachtal wäre ebenfalls möglich, doch auch hier vermuten wir Schneemangellage in den stark südseitig exponierten Bereichen. Auf den ersten knapp vier Kilometern gibt es außer der Querung von zwei Nassschneelawinen nichts nennenswertes, das der Rede wert wäre und so folgen unsere Ski monoton dem Forstweg auf dem Weg ins Trippachtal. An der Hoferpaulhütte erleben wir einen wunderschönen Sonnenaufgang und fortan wissen wir, dass es von Minute zu Minute heißer werden würde.

Sonnenaufgang auf Höhe der Kegelgasslalm
Morgendliche Aussicht in Richtung Rieserfernergruppe

Wir verlassen das bewaldete Gelände und sehen zum ersten Mal die Kegelgasslalm über uns, welche unser nächstes Ziel sein würde. Auf 400 Höhenmeter passieren wir zunächst eine lichte Latschenzone und zuletzt geht es etwas steiler auf der orthografisch rechten Talseite an der Alm auf ein kleines Plateau hinauf. Wir gönnen uns eine kurze Pause, denn jetzt folgen 900 Höhenmeter, welche so ziemlich das optimalste Skigelände darstellen, welches ich bisher auf Skitour vorgefunden habe.

Geringe Schneelage im Latschengürtel
Kurz unterhalb der Schwarzensteinhütte

Meist steil, aber nicht zu steil, sodass wir die Harscheisen gerade so im Rucksack lassen können, geht es den noch gefrorenen Hang hinauf. Ein Hang nach dem anderen wird von uns erstiegen und zwischendurch gibt es immer nur kurze Verschnaufpausen auf kleineren Flachstücken. Eine schnelle Partie hat uns bereits vor der Kegelgasslalm überholt und wir rätseln, wann sie uns wohl wieder entgegen kommen würden. Ob es auf den 65 mm Brettern noch ohne Firn im Hang wohl Spaß machen wird? Wir sind beileibe nicht langsam unterwegs, aber der Spaßfaktor ist bei uns auf jeden Fall höher.

Punkt 11 Uhr stehen wir dann unter der Schwarzensteinhütte, welche auf 3000 Metern über dem Ahrntal thront. Die Saison auf der Hütte hat noch nicht begonnen und so können wir auf keine Erfrischung hoffen. Wir steigen einen letzten Steilhang auf und queren dann hinter der Hütte nach links in Richtung Gipfelaufbau des Schwarzensteins. Jegliche Kopfbedeckung haben wir inzwischen ausgezogen, denn die Sonne brennt auf uns nieder. Nochmal geht es hinter der Hütte ein paar Höhenmeter hinauf, bis wir auf 3170 m an der Schlüsselstelle der Tour stehen. Wir schnallen die Ski kurz ab und stapfen in einer guten Spur das Steilstück in Richtung Wechte hinauf. Glücklicherweise gestaltet sich der Ausstieg als äußerst dankbar und schon wenige Momente später stehen wir auf dem Schwarzensteinkees. Der Gletscher ist auf dem Abschnitt zwischen Punkt 3235 und dem Gipfel weitgehend spaltenlos und so gehen wir ohne Seil hinüber in Richtung Gipfelaufbau.

Der Weg durch die Wechte hindurch ist an diesem Tag weitestgehend problemlos
Stark gepresste Windgangeln auf dem Weg zum Gipfelaufbau
Ausblick in Richtung Großvenediger und ganz hinten Großglockner
Gletscherplateau und Gipfelaufbau
Einfaches Stapfgelände auf dem Weg zum Gipfel

Kurz queren wir unter dem Gipfel nach Westen in der Überlegung, ob man auf der Westseite vielleicht weiter mit Ski aufsteigen kann. Nach kurzer Beurteilung der Lage drehen wir aber wieder um und entscheiden uns für das Skidepot am Nordostgrat. Mit Steigeisen geht es am einfachen Grat entlang in Richtung Gipfel. Knappe 10 Minuten später stehen wir auf dem Gipfel mit dem imposanten Gipfelkreuz.

Traumhafte Kulisse an diesem Traumtag

Der Schwarzenstein ist wirklich ein Skigipfel par excellence und auch ein Aussichtsberg, der seinesgleichen sucht. Wir gönnen uns eine ausgiebige Gipfelpause und machen viele Fotos. Es ist angenehm warm und so haben wir noch keine Eile. Wenn da nicht die steilen Südhänge unterhalb der Schwarzensteinhütte wären.

Blick in Richtung Turnerkamp und Großer Möseler
Rieserfernergruppe mit Wildgall, Hochgall und Schneebiger Nock
Lienzer Dolomiten in der Ferne

Um 13 Uhr machen wir uns auf den Rückweg vom Gipfel und nachdem die Ski angeschnallt sind, geht es in rasanter Querfahrt in Richtung Wechte. Die Windgangeln machen uns das Leben etwas schwer, aber wir wissen, dass auf den Südhängen toller Schnee auf uns warten würde.

Abfahrtsbereit in Richtung Ahrntal

Kurz rutschen wir quer in der Steilpassage unterhalb der Wechte und schon gleich sind wir wieder im angenehmen Skigelände und fahren hinunter zur Schwarzensteinhütte. Nun folgen die besten Abfahrtshänge des gesamten Winters. Die morgens noch hart gefrorenen Südhänge haben leicht aufgefirnt und so lassen wir es auf der Abfahrt so richtig krachen.

Nach kurzer Zeit sind 900 Höhenmeter bis zur Kegelgasslalm abgefahren und wir drosseln durch die Latschen ein wenig das Tempo. Vorbei an der Hoferpaulhütte suchen wir uns den Fahrweg, welchen wir im Aufstieg benutzt haben und gleiten gemächlich dahin. Den einzigen Nachteil unserer Routenwahl bemerken wir, als wir im Sumpfschnee für rund 50 Höhenmeter nochmals anfellen müssen.

Nach dem Gegenanstieg im Wald reicht uns der Schnee dann aber tatsächlich bis ein paar Meter vor dem Auto und so schließen wir kurz vor 15 Uhr diese wahnsinnig schöne Tour ab! Am Ende sind 1955 Höhenmeter im Aufstieg und in der Abfahrt auf der Uhr – da ist der Kaffee und Kuchen im Tal mehr als verdient.

Der Schwarzenstein vom Gasthof Stallila aus gesehen

Fazit

Der Schwarzenstein durch das Trippachtal ist eine landschaftlich und skifahrerisch reizvolle Tour. Mit rund 2000 Höhenmetern kommt der sportliche Aspekt nicht zu kurz und die Abfahrt von der Schwarzensteinhütte hinunter in Richtung Kegelgasslalm ist eine der besten südseitigen Firnabfahrten, die man in Südtirol findet. Der Schwarzenstein wird bei guten Verhältnissen auch im Hochwinter begangen, ist aber eher eine Frühjahrstour.

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