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MAYRHOFEN ULTRAKS ZILLERTAL 2022

Zweite Teilnahme am 5. MUZ im September 2022.

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Trailrunning-Events – eine weitere bergbezogene Leidenschaft, die ich in den letzten Jahren entdeckt habe. Nachdem ich bereits am Mayrhofen Ultraks 2021 teilnehmen durfte, startete ich 2022 schon beim Stubai Ultra Trail in zwei Rennen und mit dem MUZ 2022 würde die Sommersaison in den Alpen für mich im Zillertal so langsam zu Ende gehen.

Diesmal begleitet mich Jana – erst im Juli hatten wir im Zillertal geheiratet und so sind wir recht glücklich, wieder an diesen schönen Ort zurückzukehren. Die Anreise gelingt überraschend staufrei und so sind wir am Freitagabend bereits kurz nach 20 Uhr auf dem Weg zum Abendessen in Mayrhofen.

Instagram-Trend Nr. 1: am Abend vorher die Ausrüstung auf den Hotelboden legen und fotografieren

Nachdem ich im Jahr zuvor auf der 14km-Distanz gelaufen war, wollte ich mich steigern und traue mir die 30km mit knapp 1900hm durchaus zu. Für Jana ist bei ihrem ersten Event die 14km-Distanz die richtige Wahl und neben 900hm lockt außerdem die spätere Startzeit von 10:00 Uhr die Läufer hierfür erst etwas später in die Ultraks-Zone.

Vorne im Startblock B

Für mich beginnt der Tag recht früh, denn aus der Erfahrung weiß ich, dass zwei Stunden zwischen Frühstück und Rennen vergehen sollten, ansonsten wird es im Magen unangenehm. Um 5:45 Uhr reißt mich meine Garmin aus dem Schlaf und kurze Zeit später sitze ich als einziger Hotelgast am Frühstücksbuffet. Nach dem Frühstück und dem Anlegen der Klamotten stehe ich um 7:15 Uhr bei der Abholung der Startnummer. Jana begleitet mich und nimmt den Goodie Bag zurück mit ins Hotel. Kurz überlege ich noch, ob ich in Startblock A oder B starten soll, entscheide mich dann aber für den zweiten Startblock in der Hoffnung, dass ich weit vorne starten kann und somit möglichst wenig überholen muss. Das Wetter scheint zu halten, der Regen der letzten Tage hat den Boden jedoch stark aufgeweicht. Die Temperaturen würden mit 1°C auf 2500m an diesem Tag eher niedrig sein – mir soll es aber recht sein. Handschuhe, Armlinge und Buff sind im Rucksack.

Die ersten 600 Höhenmeter gehen sehr flott

So geht es für mich um 8:15 Uhr mit dem zweiten Startschuss über die Linie und auf dem ersten Kilometer bergauf auf der Dorfstraße in Mayrhofen wundere ich mich wieder einmal, wer da so alles lossprintet. Nach 2km und beim Übergang von Asphalt auf Trail habe ich fast alle wieder überholt und finde mich an der Spitze einer ca. 20-köpfigen Gruppe wieder. Vor mir laufen noch zwei weitere Läufer, einer auf der 30er-Distanz, einer von der 50er-Distanz, die gleichzeitig mit uns gestartet sind. Da ich streng auf den Puls achte, übertreibe ich die Pace in den ersten Minuten nicht und komme so nach ca. 20 Minuten in den erhofften „Flow“, wo man richtig pushen kann. Die Vertikalgeschwindigkeit auf der Garmin zeigt konstant zwischen 1000 und 1100 hm/h an und so überhole ich auf dem Weg zur Siedlung „Astegg“ dann noch die letzten vor mir laufenden Athleten. Folgend geht es weiter auf Trails hinauf in Richtung Gschösswand und Penkenbahn-Bergstation. Auf einer kurzen Asphalt-Passage wechsele ich mich mit einem 50er-Läufer ab, der kurzzeitig die Führungsarbeit übernimmt. An der Verpflegungsstation Gschösswandhaus (1762m) bleibt meine Zwischenzeit auf der Uhr bei 1:24:55h stehen, nach 10km und 1160hm. Im Kopf rechne ich grob hoch, wie ich zeitlich am höchsten Punkt, der Wanglalm, stehen könnte, verwerfe die Gedanken jedoch gleich wieder.

Kurz vor der Penkenbahn-Bergstation

Tatsächlich habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Läufer aus Startblock A überholt, die immerhin 15 Minuten vor uns gestartet sind. Meine defensive Prognose bei der Startnummern-Ausgabe war „unter 4:30h“, das sollte zu schaffen sein. Ohne Pause beim Kilometer-Marker 10 ziehe ich weiter rauf in Richtung Penkenjoch. Der Körper fühlt sich hervorragend an und ich stelle mit Blick auf die Uhr fest, dass bereits 1400 Höhenmeter geschafft sind.

Auf den breiten Wanderwegen am Penken mit Blick hinüber zur Kristallhütte

Folgend geht es auf dem breiten Wanderweg am Penken langsam hinauf in Richtung Granatalm. Das Gelände ist einfach, die ständigen Rhythmuswechsel durch wechselnde Steigungen halten das Feld jedoch nicht lange beisammen. Meine Verfolger habe ich inzwischen abgeschüttelt und überhole weiter fleißig Läufer aus dem Startblock A.

Am Speichersee kurz vor der Granatalm (Foto: Chris Riefenberg)

Den Verpflegungsstand an der Granatalm lasse ich ebenfalls links liegen, da ich keinen Bedarf habe, etwas zu essen. Ich weiß, dass ich irgendwann Energie zuführen muss, aber erst nach frühestens zwei Stunden. Da meine Zwischenzeit an der Granatalm (2095m) aber erst 1:57:45h zeigt, kann ich hier weiter laufen. Drei Riegel hätte ich in der Laufweste, diese werde ich jedoch nicht brauchen. Getrunken habe ich von meinen 500ml bisher nur rund 100ml und wirklich Durst leide ich nicht. Somit geht es mit Vollgas weiter in Richtung Wanglalm, denn der Wendepunkt ist in Sicht. Viele Wanderer feuern an der Granatalm an und ich nehme bei Km 13 die Beine in die Hand und pushe weiter zum Wendepunkt bei Km 15. Ein Gel drücke ich mir vor dem letzten Uphill schnell zwischen die Backen, damit wenigstens eines der drei sinnvoll zum Einsatz kommt.

Immer auf dem Grat entlang geht es am Penken aufwärts (Foto: Sportograf)
Abwechslungsreiche Trails zwischen Penkenjoch und Wanglalm

Am Wendepunkt bin ich ohne weitere Läufer um mich herum und so werfe ich sicherheitshalber einen Blick aufs Handy, um sicherzugehen, dass ich richtig abbiege. Die 50er-Distanz zweigt nun in Richtung Wanglspitz / Horbergjoch und Rastkogel ab, wo ein Hauch Schnee die Spitzen angezuckert hat.

Die ersten Meter auf dem Downhill kurz nach dem Wendepunkt: hier weniger matschig als weiter unten

Jetzt im feuchten Nebel geht es auf den ersten Metern im Downhill sehr matschig hinunter. Ich gehe sehr vorsichtig, denn ein Sturz wäre schmerzhaft und sicher das Ende der sportlichen Ambitionen. Bei einer matschigen Kurve rutsche ich dann doch aus, kann mich aber mit einer Hand abstützen. Seit Beginn des Downhills sind die Stöcke gefaltet, aber um sie in den Rucksack zu packen, nehme ich mir keine Zeit. Die folgenden Passagen sind sehr laufbares Terrain, ab und zu geht es auch nochmal ein paar Meter bergauf. Weiterhin überhole ich ab und zu ein paar Läufer aus Startblock A, aber wie immer bin ich nicht der aller schnellste Bergab-Läufer. Nachdem ich zwei Wochen zuvor am Gardasee mir noch eine unangenehme Knieprellung zugezogen habe, möchte ich kein Risiko eingehen. Mit schmerzendem Knie wären 1800hm abwärts nicht machbar.

Blick ins Stilluptal (Foto: Sportograf)

An der Verpflegungsstation „Almstüberl“ laufe ich abermals durch und 2:49:13h zeigt die Zwischenzeit. Durst habe ich keinen, aber um möglichst leicht in den Downhill zu gehen, ziehe ich ein weiteres Gel leer und lasse noch rund 100ml Flüssigkeit in der Flask. Jetzt folgt nochmal eine flachere Passage und ich gebe richtig Gas. Zwischendurch laufe ich mit 4:40-Pace und kann weiter überholen. Weiter geht es nach Km 20 hinunter im Wald auf sehr laufbaren Trails – Kompliment an die Streckenplaner, dieses Gelände macht bergab richtig Spaß. Mich überholt eine Läuferin aus meinem Startblock mit einer Geschwindigkeit, wo mir schwindlig wird. Ich frage mich nur – wo war sie die letzten drei Stunden? Bergauf bin ich einfach stärker als bergab.

Das Wetter ist nahezu optimal: außer ein paar Regentropfen am Nachmittag perfektes Laufwetter (Foto: Sportograf)

Nichtsdestotrotz kann ich weiter Tempo machen und beim Astegg geht es links im Bogen auf eine letzte Schleife, bevor es die letzten Meter hinunter nach Mayrhofen geht. Da ich im Downhill mein letztes Gel ziehe und die letzten Milliliter aus der Flask presse, kommt für etwa 10 Minuten das Seitenstechen. Ich kann es trotz hohem Tempo „wegatmen“ und bin kurz vor Erreichen der Talsohle bei 3:40h auf der Uhr. Unter vier Stunden ist sicher, wenn jetzt nichts schief geht!

Die letzten Kilometer durch Mayrhofen sind dann Freude pur. Ich pushe nicht übertrieben und belasse es bei einer 4:45-Pace. Bergab auf der Hauptstraße läuft es sowieso leichter und auf den letzten Metern bergauf am Europahaus sehe ich dann auch noch Jana am Streckenrand – sie muss wohl schnell gewesen sein, wenn sie jetzt schon da ist – und gemeinsam laufen wir in Richtung Ziel. Sie macht ein paar Fotos von mir und glücklich laufe ich bei 3:51:44h über die Ziellinie. Am Ende steht Platz 76 auf der Anzeigetafel, für mich aber zweitrangig. Auf der stark besetzten Strecke in der Wertung der Golden Trail National Series war es klar, dass ich nicht vorne mitlaufen würde. Aber ich bin sehr zufrieden mit meiner Zeit! Und vor allem: absolut schmerzfrei und ohne zu viel Krampf. So muss das sein!

Nach 30km glücklich im Ziel in Mayrhofen

Jana erzielt ebenfalls ein gutes Ergebnis und läuft die 14km mit 900hm in 2h – eine respektable Zeit für das erste Trailrunning-Event! Wie immer ist die Organisation beim Ultraks super und die Atmosphäre super. So sorgt DJ Albin für die nötige Stimmung im Ziel – wie er das auch bereits auf unserer Hochzeit getan hat.

Zusammen mit Jana gemeinsam im Ziel
Vorfreude auf die nächste Teilnahme am Mayrhofen Ultraks Zillertal (Foto: Sportograf)

Beim Moderator am Mikrofon verplappere ich mich dann und kündige an, dass ich bei der nächsten Teilnahme am MUZ die 50er-Distanz am Rastkogel laufen werde. Welch ein Unglück, das Training muss intensiviert werden!


Ergebnis

Strecke: 30,28km
Höhenmeter: 1876m+/-
Zeit: 3:51:44h
Platzierung: 76/271 (62/177 Männer)

Ein Gedanke zu „MAYRHOFEN ULTRAKS ZILLERTAL 2022“

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