Klassische Hochtour von der Breslauer Hütte über den Normalweg auf den Hauptgipfel der Wildspitze.
Die Wildspitze – mit 3768m der zweithöchste Gipfel Österreichs und der höchste Nordtirols und der Ötztaler Alpen. Allein aus aus diesem Grund erfreut sich der Gipfel hoch über Vent großer Beliebtheit. Auch die verhältnismäßig leichte Erreichbarkeit mit einem moderaten Hüttenzustieg zur Breslauer Hütte (abkürzbar per Seilbahn) von Süden trägt zu einem regelrechten „Besteigungsboom“ bei. Nicht zuletzt viele Hochtourenkurse, welche sowohl auf dem Taschachhaus im Norden als auch auf der Breslauer Hütte stattfinden sorgen an guten Tagen für teilweise an die 100 Besteigungen pro Tag. Wer weniger Trubel möchte, geht früh oder spät im Jahr oder weicht gleich auf den Winter aus – da ist die Wildspitze eine beliebte Skitour.
Nicht von dieser Massenwanderung abgeschreckt, machen auch wir uns Anfang Juli während unseres Urlaubs im Ötztal auf den Weg zur Wildspitze. Da uns der lange Abstieg vom Similaun noch ein bisschen in den Knochen steckt (vielleicht ist es auch die Radtour zum Rettenbachferner am Tag zuvor), nehmen wir die Sesselbahn Stablein in Anspruch und verkürzen den Hüttenzustieg zur Breslauer Hütte so auf knapp 45 Minuten.
Da es ein schöner Tag ist, steigen wir gleich noch hoch zum Mitterkarsee. Dort sieht man schön den Weg in Richtung Mitterkarjoch, welchen wir am kommenden Tag im Dunkeln zurücklegen werden.
Um 5:30 Uhr starten wir von der Breslauer Hütte als erste Seilschaft in Richtung Mitterkarjoch. Die ersten Höhenmeter sind auf einem bequemen Weg mit vielen Steinmänner entspannt zu gehen und lassen uns schnell vorankommen. Am Mitterkarferner angekommen legen wir schnell Steigeisen an und steigen im immer steiler werdenden Firnfeld den Felsen zu.
Nach nicht ganz zwei Stunden sind wir am Einstieg zum Klettersteig angekommen. Da es jahreszeitlich bedingt noch viel Schnee liegt, entscheiden wir uns hier nicht für den Klettersteig, sondern bleiben in einem 50° steilen Firncouloir. Das Vorankommen ist einfach, der Trittfirn ist noch im Schatten gelegen optimal. Mit einer Zwischensicherung kommen wir ohne Probleme bis auf die Gratschneide und queren nach links in Richtung Mitterkarjoch hinaus.
Ab hier ist die weitere Wegführung logisch. Zunächst steigen wir über den Bergschrund hinab auf den obersten Teil des Taschachferners. Nach kurzer Zeit treffen wir auf die Aufstiegsspur vom Taschachhaus und stellen fest, dass dort einige Seilschaften früh gestartet sind: es wuselt bereits auf dem Gletscher. Teilweise Achter-Seilschaften mit Grödeln an den Füßen zeigen wieder einmal, dass die Führungsrichtlinien und die Gruppengrößen der verschiedenen Tourenanbieter dringend überarbeitet werden müssen. Wir überholen einige Seilschaften und dank hart gefrorenem Firn und einem gut eingeschneiten Gletscher kommen wir gut voran. Die letzten Meter im Blockgelände auf dem Weg zum Gipfel sind an diesem Tag dank trockener Felsen unproblematisch. Noch vor 9 Uhr stehen wir am Gipfel und haben ein paar Momente den Gipfel sogar für uns!
Dank perfektem Wetter genießen wir Rundblicke über Dolomiten, Ortlergruppe, Bernina und natürlich die nördlichen Kalkalpen. Berge, so weit das Auge reicht. Nach einigen Fotos und kurzer Gipfelrast machen wir uns an den Abstieg. Nun hat vollends die Massenwanderung eingesetzt und ein regelrechter Run auf den Gipfel hat begonnen.
Als wir am Mitterkarjoch zurück sind, entscheiden wir, auf dem Abstieg den Klettersteig zu nehmen und legen kurz die Steigeisen ab. Uns passiert eine Gruppe offenbar ortunkundiger in Leggins und Turnschuhen, die sich erkundigen, wo denn der Gipfel sei. Als wir ihnen erklären, dass sie ab hier auf dem Gletscher gehen, konnte man sehen, dass dies in der Tourplanung wohl nicht einkalkuliert war. Hoffen wir, dass alles gut ging.
Wieder unten auf dem Firnfeld unterhalb des Mitterkarjochs entscheiden wir uns, die Steigeisen gleich aus zu lassen und rutschen hinunter in flaches Terrain. Kurz nach 13 Uhr sind wir zurück an der Breslauer Hütte und genehmigen uns ein Mittagessen in der Sonne.
Nach kurzem Abstieg auf dem Hüttenweg sind wir am frühen Nachmittag zurück im Tal. Wir genießen die Wärme des Hochsommers im Ötztal und blicken zurück auf eine schöne, alpine Tour.
Facts zur Tour
Fazit
Die Wildspitze gilt als eine Einsteiger-Hochtour. Speziell von Süden ist sie sowohl in Höhendifferenz und Länge überschaubar und somit für weniger konditionsstarke Seilschaften machbar. Vom Taschachhaus ist mehr Höhendifferenz zu bewältigen und auch der Taschachferner ist im unteren Bereich sehr spaltig. Der Klettersteig unterhalb des Mitterkarjochs entschärft diese Passage enorm und macht weiteres Sichern hier überflüssig. Wer sich unsicher fühlt, der hängt am Drahtseil ein. Ein früher Aufbruch ist ratsam, da die Südseiten schnell warm werden – dann ist der Firn nicht mehr hart genug und auch die Steinschlaggefahr nimmt zu.
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