Zum Inhalt springen

ZUGSPITZE (2962m)

Solo-Tour Fast & Light auf den höchsten Gipfel Deutschlands.

, , ,

Die Zugspitze. Der höchste Berg Deutschlands erhebt sich zwischen Garmisch-Partenkirchen in Deutschland und Ehrwald in Österreich. Auf dem Gipfel (oder knapp daneben, je nach Karte) verläuft die Grenze, welche in normalen Zeiten nur auf dem Papier, jedoch nicht in der Realität existiert. Da ich durch den abrupten Abbruch der Wintersaison noch bis Sommer mit meiner Tirol Snow Card die Tiroler Bergbahnen kostenlos benutzen darf, entsteht der Plan, Mitte Juli auf die Zugspitze zu gehen.

Im Wesentlichen existieren vier Hauptrouten auf das Dach Deutschlands. Der bekannteste ist sicher der Anstieg durch das Höllental, den man bei guter Kondition und mit klettertechnischen Grundkenntnissen an einem Tag gut bewältigen kann oder auf der Höllentalangerhütte nächtigt. Der einfachste aber auch gleichzeitig längste Anstieg führt etwas weiter südlich durch das Reintal und über Reintalangerhütte und Knorrhütte bis auf den Gipfel. Hier passiert man im letzten Teil auch das Zugspitzplatt, das einzige Gletscherskigebiet Deutschlands. Der anspruchsvollste Anstieg ist sicherlich der Jubiläumsgrat, welchen man ausgehend vom Osterfelderkopf, die Alpsitze traversierend und den Hochblassen über die Grießkarscharte passierend auch in dieser Richtung bewältigen kann. Empfehlenswert ist aber die Variante vom Zugspitzgipfel „abwärts“ in Richtung Hochblassen. Der vierte bekannte Weg ist ebenfalls technisch ein bisschen anspruchsvoller als die Normalwege – der Stopselzieher-Klettersteig von Ehrwald. Neben diesen vier Routen erfreut sich auch die „Eisenzeit“ immer größere Beliebtheit in den letzten Jahren. Diese Route ist allerdings alpine Kletterei bis in den IV. Grad und erfordert auch viel Kraftausdauer, muss man doch 1200 Höhenmeter bewältigen samt einer Abseilfahrt auf den Normalweg vom Höllental.

Das Zugspitzmassiv von Ehrwald aus gesehen

Ich entscheide mich für die Variante von Ehrwald, jedoch wissend, dass ich nicht allein sein werde Mitte Juli am höchsten Gipfel Deutschlands. Daher gehe ich einigermaßen früh los und möchte „Light & Fast“ auf den Gipfel kommen. Sicherheitshalber habe ich aber das Klettersteigset in den Rucksack gepackt. Start ist für mich am Campingplatz in Ehrwald auf 1050m. Von dort ist das Ziel des Tages mit der steil abfallenden Westseite schon in Sicht, der Start ist aber eher flach und auf breiten Forstwegen. Im unteren Teil führt der Weg durch das Ehrwalder Skigebiet und immer leicht ansteigend dem Gamskar zu. Vorbei an der Gamsalm steilt der Weg dann auf und endet in einem schön angelegten Steig durch den Schuttkegel des Kars, bevor man diesen nach links verlässt. Kurz geht es hinaus in Richtung einer Stütze der Zugspitzbahn, bevor man nach knapp 1200hm auf 2209m die Wiener Neustädter Hütte erreicht. Dort machen sich auch schon die Übernachtungsgäste bereit für den Gipfelanstieg. Ich trinke einen Schluck und mühe mir einen Riegel hinunter. Da das Wetter nicht optimal ist und der Nebel um die Hütte herum wabert, hat es auf der Terrasse gemütliche 5 Grad an diesem Morgen. Ob der niedrigen Temperatur fällt die Pause eher kurz aus und ich mache mich mit angelegtem Sitzgurt wieder auf den Weg.

Dichter Nebel hinter der Wiener Neustädter Hütte

Nach der kurzen Querung eines Schneefelds geht es schon los mit dem versicherten Teil des Steigs. Gleich zu Beginn wartet der sogenannte „Stopselzieher“, ein kurzer Kamin, bei welchem man sogar durch eine Höhle klettert. Aufgrund einiger Gruppen, die mein Vorankommen etwas ausbremsen, überhole ich dort rechts neben der eigentlichen Route und stehe schon bald an einer Plattenrampe, über die es in leichtem A/B Gelände aufwärts geht.

Im mittleren Teil des Stopselzieher-Klettersteigs

Auf die Sicherung per Klettersteigset verzichte ich, für geübte Kletterer ist das in diesem Bereich, der nicht sonderlich exponiert ist, auch nicht nötig. Schon bald wendet sich der Steig nach oben und an einer verfallenen Kammstation der ersten Tiroler Zugspitzbahn kann man den Gipfel schon erahnen.

Immer wieder blitzt die Sonne durch die Wolken und sorgt für kurze Aufhellungen

Die letzten Meter führen dann hinauf auf den Grat und unschwierig bis zum ausgebauten Gipfelplateau am Münchner Haus. Mit den ersten Touristen, die die verschiedenen Bahnen auf den Gipfel genommen haben, treffe ich oben ein. Die Garmin zeigt 3:06h für exakt 1900hm verteilt auf 8,9km ab dem Campingplatz an – damit kann ich zufrieden sein! Das Thermometer hat am Gipfel allerdings den einstelligen Bereich nie verlassen und da außer der Hardshell-Jacke keine weitere Schicht auf dem T-Shirt liegt, verschwinde ich zusammen mit meinem Ground-Support in Form von meiner Mama in einem der Restaurants.

Nach einer kurzen Aufwärmpause geht es anschließend mit der Tiroler Zugspitzbahn bequem wieder ins Tal nach Ehrwald. Dort ist mittlerweile ein wenig die Sonne herausgekommen und so gewinnen die Gliedmaßen wieder Gefühl.


Facts zur Tour

  • Mühen: Starke Frequentierung an schönen Tagen, knapp 2000 Höhenmeter Höhendifferenz
  • Freuden: spaßiges Kraxeln in versichertem Gelände auf Deutschlands höchsten Gipfel
  • Risiken: Zeitmanagement beachten und mit Puffer gehen (Seilbahnzeiten beachten)
  • Aufstieg: 1950hm / ca. 6:00h
  • Abstieg: 15min mit der Tiroler Zugspitzbahn oder der Eibsee-Seilbahn
  • Exposition: West
  • Schwierigkeit: Klettersteigbewertung A/B
  • Charakter der Tour: Bergtour mit leichtem Klettersteig im oberen Teil
  • Equipment: Sitzgurt, Klettersteigset
  • Beste Jahreszeit: Juni-September

Fazit

Der Stopselzieher-Klettersteig ist ein leichter Klettersteig, welcher über weite Strecken eher ein drahtseilversicherter Weg ist. Geübte Bergsteiger können das Klettersteigset meist am Körper lassen, wer etwas mehr Absicherung wünscht, der findet in allen Passagen gute Sicherungsmöglichkeiten. Wer die Tour als Tagestour vom Tal machen möchte, sollte gut Kondition für 2000 Höhenmeter haben. Unterwegs kann man an der Wiener Neustädter Hütte sich verpflegen falls nötig. Im Abstieg eignet sich der Steig eher nicht, da man hier mit viel Gegenverkehr rechnen muss. Knieschonend ist eine der Zugspitzbahnen sicher die Option der Wahl.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner