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PIZ PALÜ (3900m)

Klassische Hochtour vom Berghaus Diavolezza auf den Piz Palü über den Normalweg über den Persgletscher und den Ostgrat.

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Willkommen im Festsaal der Alpen! So wird die Berninagruppe und insbesondere das Gletscherbecken zwischen Piz Morteratsch und der Diavolezza mit den berühmten Gipfeln Piz Bernina, der Bellavista oder dem Piz Palü genannt. Diese Gegend punktet nicht nur mit großartiger Landschaft und traumhaften Gebirgszügen sondern auch mit vielen alpinistischen Herausforderungen und dem einzigen Viertausender der Ostalpen: dem Piz Bernina. Dieser ist vor allem aufgrund seines scharfen Biancograts berühmt und ein beliebtes Ziel vieler Alpinisten aus Nah und Fern.

Piz Palü, Bellavista und der Piz Bernina mit dem Biancograt: der Festsaal der Alpen

Für Jana und mich markiert das Engadin in diesem Jahr den Beginn unseres Sommerurlaubs. Nach der Arbeit sind wir mit dem VW-Bus noch spät auf den Berninapass gefahren und haben uns am Folgetag bereits am Piz Trovat auf dem Klettersteig ein bisschen akklimatisiert.

Piz Cambrena, Piz Palü, Bellavista und Crast‘ Agüzza

Nach dieser kurzen Eingehtour starten wir gut vorbereitet um kurz vor fünf Uhr morgens vom Berghaus Diavolezza in Richtung Piz Palü. Da es Anfang September ist, ist der Tag bereits deutlich kürzer als im Hochsommer und so stapfen wir auch noch nach 6 Uhr im Schein der Stirnlampen auf dem Persgletscher dem Cambrena-Eisbruch zu. Vorher hatten wir uns auf gutem Weg um den Piz Trovat herum und einem kurzen Abstieg durch ein Matsch-Couloir folgend dem Gletscher im Dunkeln genähert und dort Gurt und Seil angelegt.

In der Dämmerung am Persgletscher: der markante Ostpfeiler des Piz Palü und weiter hinten der Hauptgipfel

Durch den Cambrena-Eisbruch ist der Weg an diesem Morgen nicht nur Dank einer guten Spur, sondern auch dank der vielen anderen Seilschaften sehr einfach zu finden. Der trockene Sommer und die vielen Begehungen haben hier für eine regelrechte Autobahn über den Gletscher gesorgt.

Aufziehender Nebel im Cambrena-Eisbruch

Bereits im Aufstieg ziehen leider bereits die ersten Nebelschwaden auf und nach kurzer Zeit sind wir umhüllt von einem weißen Dunst. Da vorerst kein Niederschlag prognostiziert ist, steigen wir weiter in Richtung Sattel (P3729). Ohne größere Schwierigkeiten erreichen wir den Sattel und wechseln ans kurze Seil für den Anstieg in der steilen Ostflanke, welche nahtlos in den Grat zum Ostgipfel übergeht. Auf dem Verbindungsgrat von Ost- und Hauptgipfel ist die Sicht zum Teil unter 10m und wir bewegen uns sehr kontrolliert und vorsichtig voran. Einige Seilschaften passierend stehen wir dann um kurz vor halb 10 am Gipfel des Piz Palü (3900m). 

Ja was ist denn hier los? Wir hatten doch Sonne bestellt!

Ein paar Erinnerungsfotos später und den festen Entschluss gefasst, diesen Berg mal mit Ski bei gutem Wetter zu besteigen, treten wir den Rückweg an und passieren auf dem Grat abermals viele Seilschaften auf dem Rückweg zum Gletscher.

Spannendes Wolkenspiel am Ostgrat

Folgend geht es nun den steilen Persgletscher auf dem Aufstiegsweg wieder hinunter ins Gletscherbecken. Hier sollte man tunlichst der Spur folgen (insbesondere bei schlechter Sicht), da diese in unserem Fall den effizientesten und sichersten Weg durch den wilden Spaltenbruch wählt. Ohne Spur gilt hier: vorab GPX Track sichern!

Während der Durchquerung des Cambrena-Eisbruchs reißen die Wolken immer wieder auf

Im flachen Gelände angekommen, wählen wir eine andere Route als im Aufstieg und queren frühzeitig ohne Höhenverlust zur Fuorcla d’Arlas hinaus. Ob das zeitlich wirklich eine Ersparnis bringt würden wir wohl im Nachhinein nicht bejaen, jedenfalls steigen wir ab diesem Punkt auf dem Felsgrat und bald schon auf dem Zustiegsweg vom Morgen wieder der Bergstation Sass Queder zu, von wo aus man das Berghaus Diavolezza in wenigen Minuten erreicht. Pünktlich mit unserer Ankunft beginnt starker Regen, der später in der Nacht in Schnee übergeht und am nächsten Morgen uns in einer Winterlandschaft erwachen lässt. Somit fällt uns die Entscheidung abzureisen nicht schwer und wir steuern unseren VW-Bus weiter in Richtung Wallis.


Facts zur Tour

  • Mühen: Langer Gletscheranstieg, zum Ende hin auch steile Passagen
  • Freuden: Tolle Aussicht auf Piz Bernina und in Richtung Ortlergruppe
  • Risiken: Spaltenreicher Gletscher, besonders im mittleren Teil; ohne Spur heikel
  • Aufstieg: 1270hm / ca. 4:30h
  • Abstieg: 1270hm / ca. 3:00h
  • Exposition: Nord
  • Schwierigkeit: Hochtourenbewertung WS
  • Charakter der Tour: Gletscher-Hochtour
  • Equipment: Gletscherausrüstung
  • Beste Jahreszeit: Juli-Oktober, auch mit Ski im Frühjahr machbar

Fazit

Der Piz Palü ist eine traumhafte Hochtour in beeindruckender Kulisse, welche sich durchaus für Hochtoureneinsteiger eignet. Doch Vorsicht: der Persgletscher ist im steilen Teil sehr spaltig und setzt entsprechende Kenntnisse zur Spaltenrettung voraus. Bei fehlender Spur ist große Ortskenntnis erforderlich, um einen sicheren Weg durch den Cambrena-Eisbruch zu finden. Schwindelfreiheit ist am luftigen Gipfelgrat ebenfalls erforderlich. Der Gipfel ist dann wieder recht geräumig, hier kann man bei gutem Wetter auch eine ausgedehnte Pause machen. Sehr lohnenswert ist außerdem die Überschreitung des Piz Palü in Verbindung mit dem Spinasgrat und der Bellavista zum Rifugio Marco e Rosa (auf fast 3600m gelegen). Von dort können das weitere Gipfel (Piz Zùpo oder Piz Bernina via Spall-Grat) bestiegen werden.

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