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MOUNT RUNDLE (2949m)

Landschaftlich sehr reizvolle Tour in unmittelbarer Nähe zu Banff Town in den Canadian Rockies.

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Das erste Mal Bergsteigen außerhalb Europas! Als Jana und ich unsere Hochzeitsreise planen, stellen wir schnell fest, dass entlang der beliebten Routen im Westen Albertas und in British Columbia einige alpinistische Leckerbissen warten, sofern man bereit ist, etwas weitere Zustiege und wegloses Terrain in Kauf zu nehmen. Denn mit dem markierten Wegenetz in den Alpen ist diese Art des Bergsteigens nicht zu vergleichen.

Das weltbekannte Städtchen Banff Town

Unsere Anreise in den Banff Nationalpark an sich ist reibungslos, jedoch verlieren wir unterwegs ein Gepäckstück, sodass wir die ersten drei Tage ohne einige wichtige Dinge auskommen müssen. Bei mir sind es dummerweise die Kontaktlinsen, weshalb ich diese erste Tour quasi blind unternehmen muss – ein Fehler wie sich später noch herausstellt.

Cascade Mountain im Hintergrund
Bow River und im Hintergrund Mount Rundle
Das neue Canon RF 70-200 F4L IS Objektiv im Test
Kanada-Feeling gibt’s an allen Ecken zu spüren

Doch der Reihe nach – nachdem wir in Banff Town vergeblich versucht hatten, Kontaktlinsen für mich aufzutreiben (nur gegen Rezept) und Jana sich eine Ersatzsonnenbrille gekauft hatte, marschieren wir gegen 10:30 Uhr in der kleinen Stadt am Tor zu den Rockies los.

Der langgezogene Kamm des Mount Rundle
Der Spätsommer präsentiert die Landschaft in kräftigen Farben
Bow Falls am Bow River, kurz vor dem Trailhead der Mount Rundle Scramble Route

Aufgrund unserer Recherche haben wir die Trailrunner gleich im Camper gelassen und uns für die Zustiegsschuhe entschieden – eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Zunächst geht es durch wunderschöne Wälder in der Hitze des Spätsommers leicht bergan. Wir gewinnen kaum Höhe und trotz der sehr leichten Trailrunning-Rucksäcke will der Höhenmesser nicht so recht klettern.

Breite und bequeme Wege im unteren Teil, wenn auch keine Wegweiser oder Markierungen

Zum ersten Mal werden uns die Dimensionen in Kanada bewusst. So sieht der Mount Rundle vom Two Jack Lake oder von Banff Town eher wie ein „Hausberg“ aus, so ist er doch über 1.500 m über dem Ort und wird vom gegenüberliegenden mächtigen Cascade Mountain nur um wenige Meter überragt.

Noch ist der Gipfel des Mount Rundle weit weg, rechts der „Dragon’s Back“, über den man nach oben gelangt
Das Central Gully – hier nicht direkt aufsteigen, sondern den nächsten Bergrücken im Wald erklettern, um von dort nach oben zu gelangen

Auch wenn die Wege kaum oder gar nicht markiert sind, so gibt es von Parks Canada immerhin einen „Scramblers Guide“. Über ein paar Kehren geht es ins etwas höhere Terrain und die Temperatur wird etwas erträglicher. Da wir pro Kopf nur einen knappen Liter Wasser in Flasks dabei haben, gehen wir mit dem Wasser äußerst sparsam um. Laut Karte queren wir ein oder zwei mögliche Stellen zum Wasser fassen und ich habe einen weiteren Flask mit integriertem Wasserfilter in der Weste. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass alle Wasserläufe aufgrund des heißen und trockenen Sommers ausgetrocknet sind.

So langsam lichtet sich der Wald

Am „Central Gully“ erreichen wir dann das Ende des eigentlichen Wanderwegs und fortan geht es auf schwachen Spuren durch den Wald über die „Forested Ridge“ aufwärts. Und gerade als ich ein paar Meter vor Jana gehe, sehe ich zwischen den Bäumen, etwa 20 Höhenmeter über mir etwas braunes von links nach rechts flitzen. Ich bin mir von der Größe recht sicher, dass ich den ersten Bären der Kanada-Reise gesehen habe und berichte Jana von meiner spektakulären Beobachtung. Leider sehe ich ohne Kontaktlinsen auf die Ferne mittlerweile eher schlecht und so kann ich nicht mit hundertprozentiger Gewissheit sagen, dass es sich wirklich um einen Bär gehandelt hat.

Jana kauft mir die Geschichte nicht ab und so steigen wir – mit unterschiedlichen Meinungen ob der Bärensichtung – weiter an. Auf dem „Dragon’s Back“ – einem felsigen Rücken – verschwindet der Weg dann endgültig und wir arbeiten uns auf etwas steileren Felsplatten, die tückischerweise mit viel Kiesel und Schotter belegt sind, nach oben. Diese Art von Terrain sind wir aus den Alpen nicht gewohnt und so sind wir weniger schnell als sonst.

Trotz fehlendem Gepäck haben wir mit ein bisschen Tauschen die wesentliche Ausrüstung parat
Im Gegensatz zu den Alpen ist die richtige Benennung der Gipfel hier durchaus schwierig
Felsplatten und leichter Schotter oder Kies – eine durchaus unangenehme Kombination
Auf dem Dragon’s Back – eine staubige Angelegenheit
Die letzten Meter vom False Summit zum Hauptgipfel
Spaßiges Klettergelände und überwiegend fester Fels

Auf dem Weg zum „False Summit“ wird das Gelände dann endgültig unangenehm. Das sogenannte „Scree“ – zu Deutsch Schotter, ist mehr loses Geröll als ich sonst bisher auf dieser Art von Touren erlebt habe. Die Stöcke sind sehr hilfreich und wir versuchen, keine größeren Brocken an den Knöchel zu bekommen. Wir arbeiten uns mühevoll nach oben und erreichen den Ausstieg auf einen kleinen Grat, wo man sogar ein paar Türme leicht überklettern kann. Das letzte Stück zum Gipfel ist wieder spaßig und kurze Zeit später sitzen wir mit zwei Schweizern am Gipfel und genießen die Aussicht über den Banff Nationalpark.

Gipfel-Selfie auf unserem ersten Berg in den Rocky Mountains
Das Bow Valley in Richtung Lake Louise
Cascade River aus der Vogelperspektive
Lake Minnewanka und vorgelagert unten links der Two Jack Lake

Es ist sehr angenehm warm und so können alle zusätzlichen Kleidungsstücke im Rucksack bleiben. Ich habe sogar das große und schwere Tele-Objektiv mitgetragen und so mache ich ausgiebig Bilder. Es ist 14:50 Uhr als wir am Gipfel sitzen und am Ende verbringen wir doch eine Dreiviertelstunde an diesem wunderbaren Platz mit einer sagenhaften Aussicht.

Der Abstieg gestaltet sich doch leichter als gedacht. Am Grat entlang wird es zunächst recht spaßig, im steilen Schotter helfen dann die Stöcke und wir „surfen“ hinunter. Rund zweieinhalb Stunden später sind wir wieder im Bow Valley angekommen und auf den letzten Kilometern mussten wir schon sehr Durst leiden.

Wieder auf dem bequemen Weg im Abstieg
Am Spray River wartet ein erfrischendes Bad

Aufgrund dieser Tatsache, entscheiden wir uns, nicht die 2 km nach Banff Town zurückzulaufen, sondern gehen an den Spray River, wo wir in der Nähe des Trailheads eine gute Gelegenheit zum Baden finden. Der Flask mit integriertem Filter lässt uns den Durst am Fluss stillen. Das Wasser ist aber so klar, hier wäre vermutlich das nicht mal nötig gewesen.

Rückblick auf den Mount Rundle mit dem Bow River
100% Kanada
Ende einer tollen Tour
Wetterglück hatten wir definitiv zum Auftakt unserer Kanada-Reise
Mount Rundle

Nach einem erfrischenden Bad im Fluss laufen wir zurück nach Banff Town und nach dieser Erfahrung kommt in der Nacht darauf dann sogar unsere Tasche an und wir können beruhigt nach Lake Louise weiter fahren.

Das letzte Licht des Tages

Fazit

Der Mount Rundle ist eine schöne Tour, wenn man die Aussicht genießen will. Mit etwas Schneeauflage dürfte der obere Teil wesentlich angenehmer zu gehen sein, dann können die Felsplatten allerdings heikel werden. Die Wegfindung ist zwar meist einigermaßen klar, aber ein GPS-Gerät ist hier doch Pflicht, denn das Internet ist nicht durchgehend vorhanden und die Orientierung im weglosen Gelände manchmal eher schwer. Ohne Stöcke ist das Schotter-Gelände sehr unangenehm.

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