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ZINALROTHORN (4222m)

Traumhafte Klettertour über den Dächern Zermatts.

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„Ein Kletterberg par Excellence“ – so wird das Zinalrothorn gerne beschrieben. Für einen ambitionierten Alpinisten ist der Gipfel daher ein lohnendes und gleichermaßen herausforderndes Ziel. Die Verhältnisse Mitte August 2022 begünstigen dann eine kletterlastige Tourenauswahl, denn größere Gletscher sind durch den schneearmen Winter, den heißen Sommer und die damit verbundene Spaltensituation nicht mehr wirklich verlockend. Ein paar Tage zuvor hatten Jana und ich uns am Mönch im Berner Oberland bereits akklimatisiert und schon eine Nacht auf 3500 m geschlafen. Optimale Voraussetzungen also für ein Abenteuer am Zinalrothorn!

Gute Laune und sommerliche Temperaturen in Zermatt

Wir starten ganz entspannt in den Tag mit Rucksack-Packen vor dem Campingbus und nach einem kurzen Fußmarsch an den Bahnhof Täsch sind wir um die Mittagszeit per Shuttle in Zermatt. Ein Sandwich später steigen wir in großer Mittagshitze dem Restaurant Edelweiss oberhalb von Zermatt zu. Durch den Schatten des Waldes können wir vorerst noch ein paar Körner sparen. Kurze Zeit später blicken wir dann erstmalig hinauf in Richtung Berggasthaus Trift und sehen, dass entlang des Triftbachs uns die Sonne ordentlich erwischen wird. Zügig steigen wir dem Gasthaus zu und freuen uns, dass wir die Trailrunner für den Zustieg gewählt haben. Die Bergschuhe warten außen am Rucksack auf ihren Einsatz am nächsten Tag.

Glücklicherweise führt der Hüttenzustieg zu Beginn durch Wälder, immer am Triftbach entlang
Rückblick auf die Häuser von Zermatt
Blick in Richtung Rothornhütte: links die Wellenkuppe und darunter der Triftgletscher
Flott geht es bergan, noch sind alle Utensilien für eine große Westalpentour am Rucksack befestigt

Am Berggasthaus Trift angekommen, orientieren wir uns kurz und stellen nach kurzem Blick auf die Landkarte fest, dass wir nun mit mehreren Wegmöglichkeiten durch das Talbecken queren können. Hier und da springen wir über einen Bach oder ein kleines Rinnsal. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Fuß der Moräne, auf deren Rücken wir fortan 600 Höhenmeter in engem Zickzack hinauf zur Hütte gehen. Dort angekommen, beziehen wir unser Lager im „Sulag“. Dieses Lager im Erdgeschoss der Hütte ist an diesem Tag im August voll belegt – wir hoffen trotzdem auf eine ruhige Nacht. Nach einem tollen Abendessen haben wir gleich ein paar Kontakte geknüpft, mit denen wir am nächsten Tag noch die ein oder andere Stunde verbringen würden.

Abendstimmung an der Rothornhütte
Das Breithorn in schöner Abendstimmung
Rimpfischhorn und Strahlhorn in der Abenddämmerung
Nordend und Dufourspitze im letzten Licht des Tages
Wolkenspiel am Matterhorn

Früh im Lager, sorge ich noch für ausreichend Durchlüftung, auch gegen den Willen eines anderen Gasts – doch 20 Personen in einem engen Lager würden sich ohne offenes Fenster nicht gut auf die Luftqualität auswirken. Am nächsten Morgen sind wir die ersten beim Frühstück und sichern uns einen guten „Startplatz“ im zu erwartenden Gedränge an der Theke. Wir lassen uns jedoch dann von der morgendlichen Hektik nicht weiter anstecken und so essen wir entspannt ein paar Marmeladen-Brote. Draußen empfängt uns ein klarer Morgen und wir steigen im Stirnlampenschein unter dem „Eseltschuggen“ dem Rothorngletscher zu. Dieser ist aper und im unteren Teil stark von Schutt bedeckt und so gehen wir zunächst noch ohne Gletscherausrüstung den ersten Hang hinauf, bis wir dann tatsächlich sogar auf etwas Schneeauflage treffen. Dort angekommen, legen wir Steigeisen und sicherheitshalber auch kurz das Seil an.

Kletterei im „Wasserloch“ oberhalb des Rothorngletschers

Nach kurzer Zeit auf dem Gletscher, erreichen wir schon den Abzweig in Richtung „Wasserloch“, wo bereits einige Seilschaften im Stirnlampenschein die Steigeisen wieder ablegen. Wir drängeln nicht und lassen in Ruhe die vor uns gehenden Führerseilschaften ins Wasserloch klettern. Dieses ist ein 25 m hoher Felskamin, durch den man vom Gletscher aus hinauf klettert (II. Schwierigkeitsgrad). Wir verzichten auf das Seil, hier gäbe es ohnehin nicht viele Optionen zum Sichern. Nachdem wir vor uns ein paar abenteuerlichen Fortbewegungsstile live beobachten konnten, warten wir zwischendurch ein paar Minuten, damit sich die Masse etwas entzerrt. Kaum vorstellbar, dass man auf dem Weg auf einen eher schwereren Viertausender morgens um 5 Uhr im Stau steht. Das letzte Stück sichere ich Jana von einem Stand am Ende des Kamins nach (der Stand befindet sich an einem markanten Felsblock ein paar Meter nach dem Ausstieg im Flachen).

Wir verstauen das Seil wieder und steigen im weglosen Gelände an Steinmännern und Wegspuren orientierend immer in Richtung P3550 auf. Die Seilschaften haben sich inzwischen verteilt und so können wir ganz in Ruhe nach dem GPS gehen und freuen uns, dass wir recht zügig ohne „Verhauer“ voran kommen. Auf einem Schuttrücken angekommen, steigen wir nochmals der logischen Linie am Grat folgend nach oben. Dort würde man normalerweise ein Firnfeld antreffen, das aber in diesem Sommer schon abgeschmolzen ist. So geht es weiter weglos dem P3761 zu, an welchem wir dann ein steiles Firnfeld erreichen. Mit Steigeisen geht es aufwärts deutlich leichter und so kommen die gezackten Freunde an die Sohlen. Wir können abschätzen, dass wir zum Sonnenaufgang auf dem Firngrat sein könnten und geben entsprechend Gas, denn die Aussicht zum Sonnenaufgang dort oben dürfte gewaltig sein. Wie erhofft, schaffen wir genau das und erreichen kurz vor 6:30 Uhr den Firngrat, welcher eher breiter Firnrücken ist, auf dem man gemütlich dahin spazieren kann. Als dann exakt um 6:35 Uhr die Sonne zwischen Lenzspitze und Nadelhorn auftaucht, sind wir froh, dass unser Timing so perfekt aufgegangen ist. Weiter unten oder weiter oben am Berg wäre der Sonnenaufgang nicht ansatzweise so spektakulär gewesen wie an diesem Ort. Der Blick auf den gesamten Nadelgrat Integral und die angrenzenden Gipfel der Mischabelgruppe ist phänomenal. Hinter uns erstrahlt das Matterhorn im ersten Morgenlicht und neben uns spielen die Wolken um das imposante Weisshorn herum.

Mit dem ersten Sonnenlicht spielen noch ein paar Wolken um den Gipfel des Zinalrothorns herum
Nadelgrat und Mischabelgruppe kurz vor Sonnenaufgang
Allalinhorn, Rimpfischhorn und Strahlhorn grüßen herüber
Die ersten Sonnenstrahlen erreichen die höchsten Gipfel des Monte Rosa Massivs
Die Sonne steigt empor und wärmt unsere Gesichter
Das Matterhorn zur Goldenen Stunde
Die Wolken haben sich verzogen und geben den Blick frei auf das Ziel des Tages (rechts der Gipfel, links davon die Kanzel und die Gabel links im Grat)

Kaum zu glauben, dass wir schon wieder einen solch genialen Sonnenaufgang erleben dürfen! Wir gehen noch ein paar Schritte auf dem Firngrat, bevor wir den Übergang in den Fels einsehen können. Für uns ist klar, dass bei diesen trockenen Verhältnissen die Eisausrüstung hier ihren Dienst getan hat und so deponieren wir während einer kleinen Pause Steigeisen und Pickel in den Felsen. Der Tiefblick in Richtung Hohlichtgletscher und weiter bis zur Weisshornhütte ist beeindruckend. Von diesem Punkt können wir sogar mit viel Fantasie unseren Campingbus im Tal ausmachen, theoretisch ist der Blick unverstellt. Mittlerweile auf 3900 m angekommen, gehen wir ab sofort am laufenden Seil und klettern in einfachem Gelände immer knapp unterhalb der Gratschneide in Richtung Couloir.

Kurz nach Ende des Firngrats beginnt leichte Kletterei am Felsgrat in Richtung Couloir

Rechts von uns steilt der Grat („Kanzelgrat“) auf, doch wir versuchen, uns nicht zu weit nach rechts leiten zu lassen. Eine andere Seilschaft klettert unserer Ansicht doch zu weit unten und so verstehen wir, warum in diesem Bereich die Wegfindung im Detail doch gar nicht so einfach ist. Gleichzeitig sind die Sicherungsmöglichkeiten begrenzt und so gab es hier schon dramatische Mitreißunfälle. In diesem Bewusstsein, arbeiten wir uns ganz vorsichtig voran. Am „Eisloch“ angekommen, queren wir schnell das Couloir – denn hier herrscht quasi ganztägig reger Steinschlag. Wie der Name vermuten lässt, befinden sich hier in weniger heißen und trockenen Sommern auch Schneefelder, in unserem Fall ist von Schnee keine Spur. Zügig queren wir das brüchige und unangenehme Gelände, getreu unserer Recherche im Tourenführer, bis zu den linken Begrenzungsfelsen des Couloirs.

Während des Aufstiegs dominiert das Weisshorn das Panorama im Norden
Schöne Kletterei auf den Begrenzungsfelsen des Couloirs: bester Fels, windgeschützt und mit grandiosem Panorama

Hier entscheiden wir uns, die vier Seillängen am laufenden Seil zu steigen und ich gebe 30 m unseres vorsorglich mitgebrachten 60 m-Seils aus. Mit ein paar eingehängten Exen kommen wir gut und sicher voran und stehen schon bald unterhalb der „Gabel“. In diesem Bereich bildet sich bereits das erste Mal „Stau“, denn an den Standplätzen sind nicht selten drei Seilschaften und der weitere Weg nach oben ist offenbar voll mit Seilschaften. Kein Wunder, denn die Rothornhütte war ausgebucht und alle Seilschaften ziehen heute in Richtung Zinalrothorn. Im Kopf überschlage ich 30 Seilschaften, die sich vor oder hinter uns in der Kletterei befinden dürften.

Die Dent Blanche im Westen: ebenfalls ein Traumtour in den Westalpen

Freundlicherweise lässt uns eine Viererseilschaft passieren und so stehen wir schnell in der Gabel. Ab hier sichern wir weiter am laufenden Seil und erreichen schnell das „Fenster“ durch welches hindurch wir auf die Mountet-Seite und damit auf die schattige Westseite des Berges wechseln. Schnell erreichen wir die Binerplatte. Die vermeintliche Schlüsselstelle der Tour ist zwar im Aufstieg nicht ausgesprochen schwer, aber doch recht abschüssig und so sind die drei Bohrhaken, welche eine solide Absicherung ermöglichen, hier kein Luxus. Schnell und problemlos sind wir über die Binerplatte hinweg und klettern geradewegs in Richtung Gratkante hinauf. Hier erleichtern Sicherungsstangen das schnelle Vorankommen am laufenden Seil und wir sind ganz froh, in diesem Bereich nicht alles selbst absichern zu müssen.

Die abwärts geschichteten Gneisstrukturen an der Binerplatte
Jana in der Binerplatte, im Hintergrund der Rothorngrat, die Wellenkuppe und das Matterhorn

An der Gratkante angekommen, beginnt die Kletterei in Richtung Kanzel. In diesem Abschnitt sind Bohrhaken dann doch eher Mangelware und wir sichern mit Schlingen und einem Friend hier und da ab. Die Kletterei ist phantastisch und die Felsqualität exzellent. Die reine Kletterschwierigkeit geht nie über den III. Grad hinaus, aber die Ausgesetztheit ist doch phasenweise enorm. Kurz vor Erreichen der Kanzel, gilt es einen Turm sehr ausgesetzt auf der Ostseite zu umgehen. Auf einem schmalen Band balanciere ich über dem Abgrund – unter meinen Füßen geht es 700 m quasi senkrecht hinunter und die Leiste lässt höchstens eine halbe Fußlänge Platz. Der Turm drängt einen geradezu ab und die Auswahl an Griffen ist doch eher überschaubar. Ich bin ganz froh, dass Jana mich von einem Standplatz aus sichert, doch die Sicherungskette gilt es in diesem Bereich definitiv nicht zu belasten, denn ein Pendelsturz in diesem Gelände ist alles andere als angenehm. Ich konzentriere mich und nach ein paar Zügen bin ich herum und sichere Jana von der nächsten Sicherungsgelegenheit aus nach. Nach einer längeren Wartepause aufgrund vorauskletternder Seilschaften und den ersten Rückkehrern vom Gipfel, die wir an geeigneter Stelle passieren lassen, erreichen wir die Kanzel, wo ein Bohrhaken das Sichern erleichtert. Von hier ist der restliche Weg gut einsehbar und der Gipfel ragt spektakulär in den Himmel auf. Es folgt eine grandiose Querung, die zwar klettertechnisch nicht so schwer ist – eher ein Spaziergang – aber mit dem Abgrund auf beiden Seiten.

Aufstieg zur Kanzel (rechts) mit dem Gipfel im Hintergrund
Das Überklettern der Kanzel erfordert absolute Schwindelfreiheit: hier geht es links wie rechts senkrecht hinunter
Kühn ragt der Gipfelaufbau in den Himmel, das Kreuz markiert den höchsten Punkt auf 4222 m

Wir erreichen kurz nach 10 Uhr den letzten Gipfelaufbau und ein paar zügige Kletterzüge später stehen wir auf dem recht ausgesetzten aber auch sehr aussichtsreichen Gipfel des Zinalrothorns (4222 m). Was für ein spektakulärer Berg! Rundherum grüßen die 4000er des Wallis und insbesondere der Blick auf das Weisshorn ist beeindruckend. Wir genießen die Windstille und bleiben fast eine halbe Stunde auf dem Gipfel. Hinter uns erreichen weitere Seilschaften den Gipfel und so warten wir mit dem Abstieg, bis die Route ein wenig frei erscheint.

Zwei glückliche Alpinisten auf dem Gipfel des Zinalrothorns
Matterhorn, Dent d’Hérens und rechts die Dent Blanche
Rundblick in die prominenten Gipfel der Zermatter Bergwelt
Manchmal entstehen die schönsten Bilder im Abstieg
Auch im Abstieg muss die Kanzel überklettert werden

Bekannterweise ist das Vorwärtskommen in diesem Terrain im Abstieg nicht wirklich schneller als im Aufstieg – teilweise brauchen wir sogar für einzelne Passagen länger als im Aufstieg, denn nach wie vor befinden sich Seilschaften im Aufstieg, die wir teilweise passieren lassen müssen. Zurück an der Kanzel, werfen wir nochmal einen Blick in die Runde der prominenten Gipfel, bevor wir uns voll auf den Abstieg fokussieren. Hinunter zur Binerplatte steigen wir noch am laufenden Seil ab, dort sichere ich Jana dann schnell ab und steige selbst nach. Am „Fenster“ holen wir dann erstmals die volle Länge des 60 m-Seils aus dem Rucksack, denn jetzt beginnt der Abstieg in die Gabel und weiter das Couloir hinunter bis zum Eisloch. Wir seilen fünf Mal an perfekt eingerichteten Abseilständen ab und auch die letzte Passage am Ende des Couloirs gehen wir in Seilsicherung, auch wenn das Gelände nur bedingt abzusichern ist. Nicht allzu schwierig, doch recht brüchig bleibt das Gelände, bis wir ein paar Meter weiter im Fels dann endlich aus der Schussbahn sind. Dort schließt eine Viererseilschaft zu uns auf und mit den bekannten Gesichtern vom Abendessen tags zuvor machen wir eine kleine Pause inklusive nettem Plausch.

Abseilen in Richtung Gabel
In der Regel sind die Abseilstände leicht zu erkennen und oft ist genügend Platz, sodass ein oder zwei Personen dort stehen und warten können

Gemeinsam klettern wir das eher leichte Gelände zurück in Richtung Steigeisen-Depot. Kurz vor Erreichen des Firngrats gilt es, die Gratschneide des Gneisgrats zu verlassen um nach rechts auf ein tiefer liegendes Band zu kommen. Wir brauchen zwei Anläufe, bis wir eine geeignete Stelle gefunden haben. Zurück auf dem Felsband kraxeln wir die letzten Meter zurück bis zum P3910. Dort legen wir die Steigeisen an und auch die Pickel führen wir wieder an Frau und Mann. Ohne Seil – denn auf dem aperen Firnfeld wären etwaige Spalten einsehbar – spazieren wir zurück in Richtung Geröll. Dort angekommen, machen wir uns an den doch recht mühsamen Abstieg in Richtung Wasserloch. Mittlerweile ist die Zeit am Nachmittag fortgeschritten und wir sind so langsam schon in Gedanken beim Abendessen auf der Rothornhütte. Fehlender Schnee macht die Fortbewegung weiter mühsam, denn anstatt über ein paar Firnfelder zu stapfen, müssen wir jedes einzelne Geröllfeld durchqueren. Orientierungsschwierigkeiten haben wir keine mehr und dank GPS erreichen wir den Einstieg ins Wasserloch problemlos.

Das Matterhorn von der Rothornhütte aus gesehen

Ich entscheide, dass wir das Wasserloch abseilen, denn das Gelände ist zwar nicht schwer, aber nach einem langen Tag würde eine Konzentrationsschwäche allemal schmerzhaft werden und dem offenen Bergschrund am Fuß des Wasserlochs will ich dann doch keinen Besuch von innen abstatten. Auch wenn es zeitaufwändig ist, so seilen wir trotzdem nochmal auf den Gletscher hinunter ab. Dort angekommen, liegen dann wirklich alle Schwierigkeiten hinter uns und wir stapfen hinunter. Die letzten Meter zur Rothornhütte kommt uns das wegartige Gelände dann doch recht gelegen. Wir entscheiden uns, dass wir zum Abendessen noch auf der Hütte bleiben, denn ein Abendessen im Tal hätte dann noch etwas mehr als zwei Stunden warten müssen. Wir breiten unsere Habseligkeiten auf der Terrasse zum Trocknen aus und entledigen uns der Klettersachen. Als es vor der Hütte kühl wird, gehen wir in den Gastraum und freuen uns über die Kässpätzle.

Die letzten Sonnenstrahlen in der Allalingruppe

Nach dem köstlichen Abendessen fühlen wir uns bestens gestärkt und machen noch ein paar schöne Fotos vom Sonnenuntergang mit Blick auf Matterhorn, Monte Rosa und Allalingruppe gegenüber. Der Abstieg ist mit rund 1600 hm noch einmal nicht ganz kurz, aber mit Stirnlampe, in Trailrunnern und mit Stöcken geht uns dieser ganz leicht von den Füßen. Wir sind stolz, diese große Westalpentour erfolgreich gemeistert zu haben und nach Einbruch der Dunkelheit legen wir nochmals einen Zahn zu. Wir passieren das Berggasthaus Trift und nach rund 2:15 h erreichen wir den Bahnhof Zermatt. Kurze Zeit später fahren wir per Shuttlezug nach Täsch und die letzten zwei Kilometer der Tour stören uns gar nicht, denn uns lockt die warme Dusche am Campingplatz und unser eigenes Bett im Bus.


Fazit

Das Zinalrothorn ist wahrlich ein Kletterberg par Excellence! Durch die schiere Masse an 4000ern um Zermatt, geht es im Vergleich zu Matterhorn, Weisshorn und Monte Rosa gerne unter, doch ist das Zinalrothorn eine der anspruchsvolleren Touren und gleichzeitig eine wunderschöne Kletterei. Nicht zu unterschätzen ist der Abstieg, denn gerade bei vielen Seilschaften am Berg kann sich an den Abseilstellen durchaus Stau bilden. Zwischen Wasserloch und Firnfeld gilt es, immer anhand von Steinmännern und GPS zu navigieren, um nicht die Route zu verlieren. Ab dem Firnfeld ist ein wenig Gespür gefragt, um die Ideallinie zum Eisloch zu finden. Enorm wichtig ist es, das Couloir, welches von der Gabel herunter zieht, sehr schnell zu queren und auf den von unten gesehen linken Begrenzungsfelsen zu klettern, um nicht dem Steinschlag ausgesetzt zu sein. Am Grat ist absolute Konzentration gefragt, die Exposition ist enorm und die Konsequenzen eines Sturzes in jedem Fall ernsthaft. Für die Abseilstellen, speziell oberhalb der Gabel, ist ein 60 m-Seil nützlich.


Facts zur Tour

  • Mühen: Recht lange Kletterei, nicht ganz leichte Orientierung nach dem Wasserloch im weglosen Gelände
  • Freuden: gewaltiger Kletterberg in bestem Fels und grandioses Panorama
  • Risiken: Steinschlag im Couloir, recht hohe Ausgesetztheit in der Kletterei ab dem Grat
  • Aufstieg: 1050 hm / ca. 4:30h (ab der Rothornhütte)
  • Abstieg: 1050 hm / ca. 4:00h (bis zur Rothornhütte)
  • Exposition: Süd, Südwest
  • Schwierigkeit: ZS / III+
  • Charakter der Tour: Hochtour mit langer Kletterei
  • Equipment: Gletscherausrüstung, 60m Seil
  • Beste Jahreszeit: Juli-September

6 Gedanken zu „ZINALROTHORN (4222m)“

  1. Hallo Andi
    Super schöner, informativer und der Realität entsprechender Bericht.
    Es freut uns, dass ihr ein so tolles Berg- bzw. Gipfelerlebnis hattet.

    Danke fürs Bsüchle, die Mädels von der Rothornhütte

    1. Hallo Daniela,
      vielen Dank für eure tolle Gastfreundschaft, wir kommen gerne wieder, ihr habt da ja noch so einen tollen Berg in der Nähe der Hütte stehen 😉

      Viele Grüße
      Ueli

  2. Ein sehr anschaulich und detailliert geschriebener Bericht, der mich die Tpur mit deinem Papa nochmals nachvollziehen lässt. Ihr habt das sehr souverän gemacht!
    Die Bilder sind ein Traum!

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