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ALLALINHORN (4027m)

Überschreitung über den Hohlaubgrat im Aufstieg und den Normalweg im Abstieg als Tagestour.

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Nachdem wir zuvor wetterbedingt auf die Fortsetzung der Überschreitung des Weissmies zum Lagginhorn verzichtet hatten und einen Tag im Tal verbracht haben, führt uns der Weg an diesem sonnigen Tag Mitte September aufs Allalinhorn. Begleitet werde ich wieder von Jana und Lena. Da ich bereits 2010 auf dem Allalinhorn über den Normalweg war, möchten wir an diesem Tag den Hohlaubgrat gehen, da ich diesen noch nicht kenne.

Wir entscheiden uns, diese Tour als Tagestour vom Tal zu machen und übernachten somit nicht auf der Britanniahütte, sondern nehmen die erste Gondel am frühen Morgen von Saas Fee aufs Felskinn. Von dort führt die Metro Alpin aufs Mittelallalin, wobei wir am Sonderhalt „Hohlaub“ aussteigen. Diese Haltestelle wird nur bei Bedarf und nur von der ersten Metro bedient und zuvor mussten wir per Formular versichern, dass wir keinerlei Haftungsansprüche gegenüber der Bergbahn haben, sollte uns beim Verlassen des Tunnels etwas passieren.

Kurz vor Sonnenaufgang am Ausgang der Station Hohlaub

Nach Auffahrt und Ausstieg im Tunnel verlassen wir den Stollen und landen in einer abfallenden Wellblechröhre, welche uns im Geröllfeld über dem Hohlaubgletscher „ausspuckt“. Was für eine Szenerie! Von der Zivilisation und dem Trubel des Sommerskigebiets in wenigen Momenten wieder in die wilde Landschaft des Saastals. Wir steigen ein paar Meter durchs Geröll auf den Gletscher ab und legen die Steigeisen, Sitzgurt und das Seil an.

Vor Abmarsch auf dem Hohlaubgletscher mit dem Hohlaubgrat im Hintergrund

Nun traversieren wir in flachem und sehr einfachem Terrain den Hohlaubgletscher, immer auf einen markanten Einschnitt im Grat zuhaltend, welcher sich links des deutlich erkennbaren Firngrats und rechts des letzten Felsriegels befindet.

Flaches Terrain auf dem Hohlaubgletscher, im Hintergrund die markante Scharte auf dem Hohlaubgrat

Nach kurzer Wanderung über den Gletscher steilt das Gelände kurzzeitig auf 45° auf, wobei die Passage sehr gut zu bewältigen ist und nur von kurzer Dauer in dieser Steilheit auf den Grat führt. Ohne größere Probleme erreichen wir ein Firnplateau, welches gleichzeitig eine Art Sattel im Hohlaubgrat markiert (P3543). Grandios ist an diesem Tag wieder einmal das Wetter: wir erleben die Golden Hour in dieser tollen Landschaft und genießen wolkenloses Panorama und spektakuläre Szenerien bei aufgehender Sonne.

Spektakulärer Sonnenaufgang an einem perfekten Spätsommertag Mitte September im Wallis

In der Folge steigen wir zunächst langsam, später immer mehr ansteigend am kurzen Seil auf dem Firngrat Richtung Gipfelaufbau. Die Ausblicke in beide Richtungen sind hier grandios: auf der einen Seite thronen Strahlhorn und Rimpfischhorn mit dem schier unendlichen Allalingletscher dazwischen, auf der anderen Seite präsentiert sich die Mischabelgruppe aus einer ganz ungewohnten Perspektive – ganz steil von der Seite.

Fluchthorn, Strahlhorn, Rimpfischhorn (v.l.n.r.); gut erkennbar, weshalb das Strahlhorn ein beliebter Skigipfel ist

Zuletzt steilt der Grat nochmals auf und kulminiert am höchsten Punkt im Firn dann am Beginn des Felsriegels, welcher nun überklettert werden muss. Aufgrund des wenigen Schnees ist die Gratschneide Mitte September schon recht ausgeapert und man muss schon auf den obersten Punkt stehen, um den Übergang in die Felsen zu schaffen.

Rückblick auf den Gratverlauf mit Weissmies und Lagginhorn im Hintergrund

Kurzzeitig überlegen wir, die Passage mit Steigeisen zu klettern, aufgrund des wenigen Schnees entscheiden wir uns schlussendlich dann aber doch, die gezackten Freunde abzulegen und im Rucksack zu verstauen. 

Ein, zwei beherzte Züge über eine ausgesetzte Platte und schon hängt die erste Zwischensicherung

Da wir auf Nummer sicher gehen, baue ich schnell einen Schlingenstand, denn aufgrund der großen Exposition auf der Gratschneide wäre ein Vorstiegssturz hier fatal. Nach dem ersten Zug quere ich nach links hinaus und setze an einem Metallstift eine Zwischensicherung. Merklich entspannter ob des nun vorhandenen Fixpunkts steige ich die restlichen Meter entspannt bis zum ersten Stand (ca. 30m) und sichere meine beiden Begleiterinnen nach. Ein paar Steine sind schon lose und die warmen Temperaturen tun dazu ihr Übriges. Man muss sich vergegenwärtigen: es ist Mitte September und ich klettere auf 4000m ohne Handschuhe und nur mit zwei Schichten am Oberkörper. Kein Wunder lässt auch hier oben der auftauende Permafrost nach und der Berg gibt immer mehr steiniges Material frei.

Am Gipfel des Allalinhorns

Ein paar Kraxelstellen später stehen wir bereits alle drei am Ende der Kletterei und laufen vom zweiten Stand bequem auf einem Firngrat in Richtung Gipfel. Die Uhr zeigt 11:55 Uhr und wir sind überrascht, dass wir nur stark 4h gebraucht haben, trotz vieler vieler Fotopausen und ein wenig Zeitverlust beim Klettern (Dreierseilschaften sind einfach langsam im Fels). Nach kurzer Zeit treffen wir auf die Menschenmassen, welche den Normalweg vom Mittelallalin heraufgekommen sind. Gipfelfotos und eine Pause inklusive Schokolade machen wir natürlich trotzdem und schauen uns genau den Anstieg zu unserem nächsten Tourenziel an.

Der Abstieg über den Normalweg ist technisch unschwierig und lässt uns das tolle alpine Panorama sowohl in Richtung Zermatt als auch in die Saastaler Berge in vollen Zügen genießen. Beschwingt ob eines weiteren erfolgreich gemeisterten Viertausenders als Dreierseilschaft steigen wir auf guter Spur ins Feejoch ab. Nach kurzer Fotopause geht es die letzten Meter über den oberen Feegletscher hinab ins Sommerskigebiet. Der Trubel, dem wir am frühen Morgen durch ein Wellblechrohr entkommen sind hat uns nun wieder voll im Griff. Hier muss man durchaus aufpassen, dass man nicht von den Steigeisen gerissen wird, wenn der ein oder andere Weltcup-Skifahrer mit zwei Paar Ski auf den Schultern, vom Skidoo gezogen an einem vorbei saust.

Mit leicht zunehmender Bewölkung: Rückblick auf das heutige Gipfelziel

Nach kurzer Zeit erreichen wir das Mittelallalin und fahren aufs Felskinn hinunter, wo wir pünktlich um 13:45 Uhr eintreffen und somit verdientermaßen Kaffee und Kuchen bestellen. Die Küche dort oben und der Sitzplatz ist sehr zu empfehlen – besonders, wenn man zuvor einen Gipfel bestiegen hat!


Facts zur Tour

  • Mühen: Kurze, aber durchaus fordernde Klettereinlage am Ende der Tour
  • Freuden: Grandiose Aussicht in ein Meer an 4000ern am Grat, bequemer und kurzer Abstieg
  • Risiken: Die Kletterstelle ist zwar nie wirklich schwierig, jedoch recht exponiert und absturzgefährdet
  • Aufstieg: 820hm / ca. 4:00h
  • Abstieg: 480hm / ca. 1:30h
  • Exposition: Nord
  • Schwierigkeit: Hochtourenbewertung WS+ / Kletterei II+
  • Charakter der Tour: Kombinierte Hochtour
  • Equipment: Gletscherausrüstung, 3 Expressschlingen
  • Beste Jahreszeit: Juli-September

Fazit

Der Hohlaubgrat ist gut als Tagestour machbar und für konditionell starke Bergsteiger sogar in der gesamten Länge ab der Britanniahütte an einem Tag (von der Station Felskinn aus) denkbar. Die klettertechnischen Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, sind jedoch aufgrund der akuten Absturzgefahr und einer fehlenden gebohrten Standplatzsicherung am Einstieg auf dem Grat nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Zwar ist die Kletterpassage nur im oberen zweiten oder maximal unteren dritten Grad, aber wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte am Einstieg kurz einen Stand einrichten. Wer nicht über die ausgesetzte Platte klettern will, der kann auch direkt durch eine Rinne gehen, hier sind aber speziell später im Jahr die Steine sehr locker.

3 Gedanken zu „ALLALINHORN (4027m)“

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