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ALPHUBEL (4206m)

Tagestour von Saas-Fee über den Feechopf und die Eisnase auf den Alphubel.

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Das anhaltend gute Wetter im Wallis veranlasst Jana und mich noch am Abend nach unserer Tour aufs Lagginhorn direkt den Rucksack wieder zu packen, mit dem Ziel Alphubel. Los geht es zu dieser Tagestour morgens um 5:25 Uhr am Camping Kapellenweg in Saas-Grund. Durch die kühlen Temperaturen am frühen Morgen sind wir trotz Rucksack und Seil in 20 Minuten an der Kapelle „Zur Hohen Stiege“ und stehen um kurz vor 6:00 Uhr am Alpin-Express in Saas-Fee.

Morgendliche Stimmung über Alphubel und Mischabel

Dort heißt es Schlange stehen mit vielen Allalinhorn-Aspiranten und einigen wenigen Alpinisten, die das gleiche Ziel haben wie wir. Als dann die zukünftigen Weltcupstars im Skisport auf den Berg gebracht wurden, darf auch das gemeine Fußvolk (beziehungsweise die Bergsteiger) die Gondel betreten. Über Morenia und Felskinn geht es abschließend mit der Metro Alpin aufs Mittel Allalin. Wir ziehen Steigeisen an, das Seil bleibt vorerst noch am Mann.

Breite Spur und bestes Wetter im Zustieg zum Feechopf

Erst nachdem wir das Skigebiet gänzlich durchschritten haben, seilen wir an und steigen in guter Spur zusammen mit einigen Seilschaften hinauf aufs Feejoch (3807m, 8:45 Uhr). Dort wendet sich der Normalweg aufs Allalinhorn nach links, während wir nach ein paar Fotos uns nach rechts orientieren.

Am Feejoch zeigt sich das Rimpfischhorn von einer ganz ungewohnten Seite, links das Strahlhorn

Von hier geht es zunächst unschwierig auf einem Firngrat, dann auf leichten Felsen dahin. Vor dem ersten Gendarm legen wir die Eisen ab und wechseln ans lange Seil. Ich steige die etwas schwierigeren Passagen (maximal III) vor und hole Jana immer wieder an Felsen gesichert nach. Diese Sicherungsmethode ist hier perfekt einsetzbar, da sich überall schöne Gneiszacken und -blöcke aus dem Grat erheben.

Schön einsehbar: die Gratkletterei zum Feechopf, im Hintergrund der Alphubel und rechts Täschhorn und Dom

Wir warten immer wieder, bis die Seilschaft vor uns weiter gestiegen ist und an einer geeigneten Stelle überholen wir dann. Immer wieder fährt auch mal ein Stein hinunter auf den Mellichgletscher, aber trotzdem ist die Felsqualität äußerst ansprechend.

Spaßige Kletterei am Feechopf

Ohne Probleme klettern wir über den restlichen Grat, welcher tollen Fels hat und erreichen nach ansprechender Kletterei um 10:00 Uhr den Feechopf (3887m). Dort empfängt uns ein geniales Panorama und wir haben genügend Zeit, ein paar Happen zu essen und die gezackten Freunde wieder an die Füße zu legen.

Jana am Grat mit grandiosem Panorama und meist überraschend festem Fels

Wir stellen fest, dass dieser etwas unscheinbare Gipfel, welcher oft nur zum Alphubel hin überschritten wird, etwas unter dem Radar fliegt. Inmitten der Walliser Bergwelt gelegen, eröffnen sich die atemberaubenden Blicke auf die Viertausender über Saastal und Zermatt. Obendrein haben wir natürlich wieder großes Glück mit dem Wetter und genießen strahlenden Sonnenschein.

Aussicht in Richtung Rimpfischhorn, Monte Rosa Gruppe, Zermatter Hauptkamm und Matterhorn

Nach einer kurzen Stärkung sausen wir geradezu über den Firn ins Alphubeljoch. Leicht ansteigend nähern wir uns dem Gipfelaufbau – der Alphubel sieht von dieser Seite ganz untypisch aus. Von hier sind es noch etwa 450hm auf den Gipfel. Das erscheint uns optisch zwar weniger, aber der Höhenmesser lügt in diesem Falle nicht. Zunächst auf tollem Firngrat, später an der Eisnase im steilen Gelände geht es aufwärts. Entgegen der Recherche im Vorfeld zeigt sich die Eisnase gar nicht so eisig und so bleiben die Eisschrauben heute am Gurt. Wir profitieren auch Mitte August noch von einem wirklich kalten und in diesen Höhen durchaus schneereichen Frühjahr, sodass wir meist auf angenehmer Firnauflage stapfen und selbst an den steileren Stellen das Blankeis nicht herausschaut. Noch im Mai konnte man am Alphubel Power-Abfahrten auf 4000m genießen, wie ich bei anderen Bloggern und auf YouTube verfolgen konnte. Kurz vor 12:00 Uhr erreichen wir dann nach kurzem Marsch übers Plateau den Gipfel.

Am Gipfelplateau des Alphubels

Die Aussicht ist bombastisch an diesem tollen, klaren Sommertag! Ein Solo-Gänger kommt den Rotgrat herauf und berichtet von tollen Verhältnissen dort. Über diese Route von der Täschalp aus ist der Alphubel auch solo machbar, da der Gletscherkontakt sich auf das Gipfelplateau beschränkt und somit keine Spaltensturzgefahr besteht.

Gipfelglück auf dem Alphubel – die hohe Schneelage ist am sonst 2 Meter hohen Kreuz gut zu erkennen

Noch ein paar Fotos und schon nach kurzer Zeit eilen wir in Richtung der Ostflanke, denn mir liegt die Schneesituation in diesem Hang ein wenig im Magen. Die kräftige Mittagssonne wird hier schon ein paar Schneebrücken aufgeweicht haben. Also gehen wir schnell den Steilhang hinunter auf den Feegletscher und überqueren mit ein paar Sprüngen den Bergschrund. Dort zeigt sich das Werk der Sonne und wir stapfen im tiefen Schnee talwärts Richtung Längfluh. Was auf der Landkarte oder vom Tal aus kurz aussieht, zieht sich in der Mittagshitze dann doch ziemlich in die Länge, trotz angenehmen Abstieg im Firn. Je weiter wir an Höhe verlieren, um so häufiger brechen wir im weichen Schnee ein. Eine andere Zweierseilschaft, die etwa gleich schnell unterwegs sind, kämpft mit ähnlichen Problemen. In diesem Fall ist aber geteiltes Leid nicht wirklich halbes Leid.

Zu Beginn des Abstiegs vom Alphubel in Richtung Längfluh

Einmal mehr machen uns jetzt die isolierten Camelbak Flaschen am Schultergurt das Ganze etwas erträglicher, wodurch unser Trinken angenehm kühl und jederzeit griffbereit ist. 1400hm später erreichen wir gegen 14:20 Uhr das Berghaus Längfluh. Wir ergattern noch etwas zu essen und können auch unsere Kleidung nach einer schwitzigen Einheit auf dem Gletscher in der Wärme der Sonne trocknen. Auch das Equipment bekommt etwas Sonne und wir genießen ein kühles Getränk.

Rückblick zum Alphubel von der Bergstation Längfluh

Mit der letzten Bahn schweben wir gen Tale und erreichen ganz entspannt Saas-Fee. Dort wackeln wir schnell durchs Dorf und nach einem kurzen Abstecher in den Coop geht es mit erfrischenden Getränken in der Hand die letzten 200hm hinunter auf den Campingplatz nach Saas-Grund. Dort ist der Liegestuhl schon bereit und der Tag kann am Campingbus ausklingen.


Facts zur Tour

  • Mühen: viel Betrieb im Skigebiet und auf dem Zustieg zum Feejoch, bei weichem Gletscher viel Stapfen
  • Freuden: Nicht zu lange, aber recht feste und panoramareiche Kletterei
  • Risiken: Spaltenreicher Gletscher im Abstieg, Absturzgefahr am Grat zum Feechopf
  • Aufstieg: 800hm / ca. 4:30h
  • Abstieg: 1400hm / ca. 2:30h
  • Exposition: Ost, Süd
  • Schwierigkeit: Hochtourenbewertung WS+, Kletterei bis III-
  • Charakter der Tour: Kombinierte Hochtour
  • Equipment: Gletscherausrüstung, Bandschlingen, ggf. Standplatzschlinge
  • Beste Jahreszeit: Juli-September

Fazit

Der Alphubel ist ein eher einfacherer Viertausender, jedoch auf dieser Route nicht zu unterschätzen. Der Zustieg ist verhältnismäßig bequem, sollte man sich für die Bahn entscheiden. In der Gratkletterei auf den Feechopf muss man situativ beurteilen, ob Steigeisen nötig sind oder nicht. Die Kletterei ist zwar relativ leicht (max. III-), aber durchaus exponiert – auf beiden Seiten herrscht Absturzgefahr. Wer die Überschreitung macht, der sollte außerdem auf die Uhr schauen, um nicht zu spät am Nachmittag auf dem Feegletscher zu sein.

2 Gedanken zu „ALPHUBEL (4206m)“

  1. Pingback: DOM (4545m) • IBEX STORIES

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